Ökologischer Gemüsebau
Und es geht doch! Bio-Süßkartoffelanbau in Bayern

Süßkartoffeln am Feld

Die Verbraucherorganisation CSPI (Centre for Science in the Public Interest) erklärte die Süßkartoffel zu einem der gesündesten Gemüse der Welt. Auch bei uns in Bayern findet die süße Knolle immer mehr Anhänger.

Das zunehmende Umweltbewusstseins der Kunden steigert die Nachfrage nach biologisch und regional angebauten Produkten. Die Erhöhung der Jahresmitteltemperatur ermöglicht es mittlerweile, auch in Bayern Süßkartoffeln erfolgreich anzubauen.
Die Süßkartoffel gehört zu der Familie der Windengewächse (Convolvulaceae) und ist daher interessant für die Fruchtfolge im ökologischen Anbau.

Alle Teile verzehrbar
Die Süßkartoffel (Ipomoea batatas) ist in den Hauptanbaugebieten der Tropen und Subtropen ein Grundnahrungsmittel. Im Gegensatz zur Kartoffel, bei der die oberirdischen Pflanzenteile giftig sind, können alle Teile der Süßkartoffel, mitunter auch roh, verzehrt werden. Zum Beispiel können die Blätter ähnlich wie Spinat zubereitet werden. Außer Vitamin D und B12 enthält die Süßkartoffel alle wichtigen Vitamine und viele Nährstoffe und weist mit 111 kcal pro 100 g Rohgewicht einen geringen Kaloriengehalt auf.

Versuche in Bayern

Seit 2016 werden am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Landshut - Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost - und an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG), Standort Bamberg, Versuche mit Bio-Süßkartoffeln durchgeführt.
  • In Bamberg wurden die Anforderungen an die Jungpflanzenqualität und verschiedene Anbauverfahren mit Sortenwahl untersucht.
  • In Niederbayern wurden auf einem Praxisbetrieb in Landau an der Isar Sortenversuche durchgeführt.
Wachstumstemperatur
Ihre optimale Wachstumstemperatur liegt bei durchschnittlich 24 °C. Wie Versuche in Niederbayern zeigten, wächst sie auch bei durchschnittlichen Temperaturen von knapp 17 °C. Unter 10 °C stellt sie ihr Wachstum ein, und bei Frost stirbt die ganze Pflanze ab. Daher erfolgte die Pflanzung für Versuchszwecke in Niederbayern in KW 21/22 und im ökologischen Versuchsbetrieb der LWG in Bamberg in KW 22/23. Die Verfrühung mit Folie oder Vlies, die bei vielen Gemüsekulturen eingesetzt wird, wirkte sich in Bamberg negativ auf den Ertrag aus. Dies war 2016 in Niederbayern nicht zu beobachten. Im folgenden Jahr wurde allerdings keine Verfrühungsabdeckung mehr eingesetzt.

Ergebnisse

  • Versuche an der LWG zeigten, dass die Anbauverfahren im "Kartoffeldamm" oder mit "Mulchfolie" bei einer Pflanzdichte von 5 Pfl/m² den größten marktfähigen Ertrag erzielten.
  • Weiterhin erwies sich die Sorte ‘Beauregard‘ mit 93,1 dt/ha als ertragsreichste Sorte. Obwohl auch in Niederbayern die Sorte Beauregard einen Gesamtertrag von 291 dt/ha erzielte, wurden 71 % der Knollen aussortiert.
  • Die Sorten Erato® White, 283 dt/ha, Erato® Orange, 166 dt/ha, Evangeline, 128 dt/ha und Orleans 120 dt/ha erzielten die höchsten marktfähigen Erträge. Diese wurden auf Dämmen mit Mulchfolie und Tröpfchenbewässerung mit einer Pflanzdichte von 1,48 Pfl/m² bzw. 2,5 Pfl/m² kultiviert. Die Erweiterung der Pflanzdichte auf 2,5 Pfl/m² erbrachte keine Ertragssteigerung.
Einfluss der Jungpflanzenqualität
Während der Versuchszeit wurden Ausfälle bis zu 73 % des Gesamtertrages durch Mäuseverbiss, Bruch, Drahtwürmer und Verwucherungen verzeichnet. Deshalb wurde der Einfluss der Jungpflanzenqualität auf die Qualität der Knollen untersucht. Es zeigte sich, dass überständige Jungpflanzen, auch wenn diese in größere Töpfe getopft wurden, zu einem großen Anteil an Verwucherungen führten. Daher sollten zugekaufte Jungpflanzen so schnell wie möglich gepflanzt werden.
Unbewurzelte Stecklinge oder zugekaufte Jungpflanzen?
Die Möglichkeit, Süßkartoffeln mit unbewurzelten Stecklingen anzubauen, untersuchte die LWG 2018 erfolgreich. Die gekaufte Jungpflanzen erzeugten den höchsten Gesamtertrag von 452,2 dt/ha. Durch die hohen Ausfälle, vor allem durch Mäuse und Schnecken, glich sich der marktfähige Ertrag zwischen zugekauften Jungpflanzen (106,0 dt/ha), unbewurzelten Stecklingen mit 3 Nodien (102,7 dt/ha) und die bewurzelten Jungpflanzen (108,9 dt/ha) aus.
Zeitgleich führte das AELF Landshut am Praxisbetrieb in Landau eine Entwicklungsbeobachtung der Sorte Erato® White hinsichtlich Laub- und Knollenentwicklung von unbewurzelten und zugekauften Pflanzen durch. Die Pflanzen wurden auf Kartoffeldämmen ohne Mulchfolie oder Tröpfchenbewässerung kultiviert.
Verzögerte Entwicklung
Wie erwartet, wurde die Entwicklung bei den unbewurzelten Stecklingen um ca. 3 bis 4 Wochen verzögert. Ob dies alleine vom Anbauverfahren abhängig war, ist nicht klar da der Praxisbetrieb nur zweimal in der Vegetationsperiode bewässerte. Die Beobachtung dass durch das Anbauverfahren mit unbewurzelten Stecklingen ein größerer Anteil an kleineren Knollen verzeichnet werden konnte, konnte nicht bewiesen werden, sollte allerdings nochmal untersucht werden.
Anbau in Niederbayern erfolgreich möglich
Obwohl noch einige versuchstechnische Fragen offen sind, ist der Süßkartoffelanbau in Niederbayern erfolgreich möglich. Hier haben sich vor allem die Sorten Erato® White, Erato® Orange, Evangeline und Orleans bewährt. Bei zugekauften Jungpflanzen sollte beachtet werden, diese so schnell wie möglich zu pflanzen. Der Anbau mit unbewurzelte Stecklingen ermöglicht eine Kostensenkung und Zeitersparnis.