Wildnisperlen in der Landschaft
Naturwaldreservate im Landkreis Kelheim

Ästiger Stachelbart wächst auf totem Laubholz

Naturwaldreservate – zurück zur Wildnis

Von Menschen ungenutzte Wälder existieren in Deutschland schon lange nicht mehr. Will man in Europa noch echte Urwälder erleben, muss man weit in den Osten, z. B. in die Slowakei oder nach Rumänien gehen.
Kleine "Wald-Wildnis-Inseln" finden sich jedoch auch in unserer Kulturlandschaft. Die Naturwaldreservate bleiben ganz ihrer natürlichen Entwicklung überlassen. Allein die Natur bestimmt über Werden, Wachsen und Vergehen.

Keine Nutzung und freie Entwicklung des Waldes
Um die natürliche Entwicklung nicht zu stören, darf in Naturwaldreservaten kein Holz geschlagen werden, abgestorbene Bäume verrotten an Ort und Stelle, Freiflächen werden nicht wiederbepflanzt. Der Wald darf sich frei nach seinen eigenen Gesetzen entwickeln.
Mitten in Bayern soll hier etwas entstehen, das wir gedanklich meist nur mit fernen tropischen Ländern in Verbindung bringen – ein Urwald. Hier wird unsere einstige Urlandschaft auch für kommende Generationen wieder lebendig.

Naturwaldreservate - die "Urwälder von morgen"

Die ersten Ansätze der Naturwaldreservate in Bayern reichen bis in die Zeit der Jahrhundertwende zurück. Offiziell wurden Naturwaldreservate im bayerischen Staatswald vor über 30 Jahren mit Bekanntmachung vom 20.02.1978 eingerichtet.
Zum 10.08.1982 wurden die Naturwaldreservate in das Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) aufgenommen. Die Naturwaldreservate wurden damit zu einer eigenständigen Schutzgebietskategorie aufgewertet. Heute verfügt Bayern über 159 Naturwaldreservate mit 7.141 Hektar - ein flächendeckendes Netz dieser Waldschutzgebiete. Im Landkreis Kelheim liegen davon 7 Naturwaldreservate mit einer Fläche von ca. 220 ha.

Aufgaben und Ziele der Naturwaldreservate

Ziel der Naturwaldreservate ist, möglichst alle in Bayern vorkommenden natürlichen Waldgesellschaften und ihre Standorte zu repräsentieren, um deren natürliche Entwicklung zu erforschen und Erkenntnisse und Strategien für die naturnahe Forstwirtschaft im Zeichen des Klimawandels zu gewinnen. Hierfür sind Naturwaldreservate hervorragende Freilandlaboratorien: Wie sonst nirgends lassen sich in Naturwaldreservaten die Einflüsse des Klimawandels auf die natürlichen Konkurrenzverhältnisse zwischen den Baumarten beobachten.

Folgende Naturwaldreservate befinden sich im Landkreis Kelheim

Naturwaldreservat Klamm

Naturwaldreservat Klamm
Buchen-Fichten-Eichenwald auf felsigem Nordosthang der südlichen Frankenalb
Größe: 19,5 ha
Gemeinde: Riedenburg

Die Steilhänge des unteren Altmühltales sind fast ausnahmslos bewaldet und besitzen je nach Exposition eine unterschiedliche Baumartenzusammensetzung. Auf dem westlichen Oberhang dominiert die Buche, auf dem Hang abwärts sind Sommerlinde, Bergahorn und Eibe beigemischt sind.

In der Reservatmitte ist das Gelände am Oberhang von steil aufragenden, zerklüfteten Felspartien durchsetzt. Die Bestockung setzt sich aus vorherrschender Buche und zahlreichen Edellaubbäumen zusammen, von denen Bergahorn, Esche und Spitzahorn die größten Anteile besitzen.

Stieleiche und Traubeneiche kommen v. a. an der Süd- und Südostgrenze des Reservats vor. Im Südosten und Westen herrschen Douglasie und Fichte vor. Einzeln sind Tanne, Europäische Lärche und Hainbuche beigemischt.

Naturwaldreservat Klamm pdf 445 KB

Naturwaldreservat Damm

Naturwaldreservat Damm
Buchen-Fichten-Kiefernwald im westlichen niederbayerischen Tertiärhügelland
Größe: 42,5 ha
gemeindefrei - Dürnbucher Forst

Das Naturwaldreservat befindet sich im "Tertiärem Hügelland" auf einem überwiegend frischen, lehmigen Sand.
Der Nordteil wird durch die Buche geprägt. Beigemischt sind einzelne Kiefern und Fichten. Die übrigen Bestände bestehen aus Altkiefern, die auf großen Teilen von einer flächigen Buchenverjüngung besiedelt sind. Beigemischt sind hier zahlreiche Fichten.

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Naturwaldreservat Bruckschlägelleite

Naturwaldreservat Bruckschlägelleite
Buchen-Fichten-Wald in der südlichen Frankenalb
Größe: 43,7 ha
Gemeinde: Essing

Das Altmühltal erscheint im Verhältnis zu dem schmalen, träge fließenden Fluss überproportional breit. Von der Altmühl wird jedoch nur ein früheres Donautal benutzt, das bei Wellheim in die Frankenalb eintritt, und ab Dollnstein dem heutigen Altmühltal folgt. An den Steilhängen und den dort befindlichen Felsen können noch in großer Höhe Spuren der Wassererosion durch die Donau festgestellt werden: Hohlkehlen, Halbhöhlen, freistehende Felsen.

Wenige Kilometer vor der Altmühlmündung in die Donau liegt das Naturwaldreservat rechts des Flusses und umfasst einen felsendurchsetzten Ausschnitt des Steilhanges. Größtenteils wachsen Bestände aus Buche und Fichte, die auf den trockenen Rendzinen z. T. ausfällt. Auf Fels- und Kalkstandorten kommen Bergahorn, Sommerlinde, Bergulme und Eibe sowie auf exponierten Felstürmen Mehlbeere und Kiefer vor. Im Ostteil sind Lärche, Eiche, Hainbuche und Esche beigemischt.

Naturwaldreservat Donauhänge

Naturwaldreservat Donauhänge
Edellaubbaumreicher Buchenwald mit Nadelbäumen in der südlichen Frankenalb
Größe: 39,7 ha
Gemeinde: Kelheim und gemeindefrei - Hienheimer Forst

Das Donaudurchbruchtal zwischen Weltenburg und Kelheim am Südostrand der Frankenalb verdankt seine Entstehung einer in der Nacheiszeit beginnenden Hebung der Albflächen. Bedingt durch diese Vorgänge schnitt sich der Fluss ständig tiefer in die anstehenden Jurakalke ein und schuf ein eindrucksvolles, etwa 5 km langes Tal, mit steilwandigen, waldfreien Felshängen und flacher einfallenden bewaldeten Hangpartien. Nur auf begrenzter Fläche haben sich ebene Flussuferstreifen ausbilden können.

Vom Naturwaldreservat werden die flussbegleitenden Hangflächen links der Donau zwischen dem westlichen Talbeginn und etwa der Talmitte eingenommen. Im Kern des Reservats sind neben der vorherrschenden Buche Stieleiche, Sommerlinde, Hainbuche, Kiefer, Bergahorn, Esche, Fichte, Feldahorn sowie einzelne Lärchen, Elsbeeren, Bergulmen, Tannen und Birken vorhanden und bilden stufige Bestände. Des Weiteren kommen zahlreiche Eiben vor. Die Aueböden am Fluss weisen eine stärkere Beteiligung von Bergulme, Esche, Bergahorn, Hainbuche und Schwarzerle auf. Fichte und Kiefer sind einzeln auf der gesamten Fläche anzutreffen.

Die Waldränder weisen eine artenreiche Strauchschicht mit Hasel, Heckenkirsche und Waldrebe auf. In den Randzonen auf der Albhochfläche stocken größtenteils Nadelbaummischbestände und besitzen einen hohen Fichtenanteil. Beigemischt sind Buche, Lärche, Kiefer und Stieleiche. Im nordöstlichsten Randbereich am Unterhang auf Aueböden kommen Esche, Stieleiche und Hainbuche vor.

An prägenden Waldgesellschaften wurden im Reservat nachgewiesen: wärmegeprägter Hangschuttwald (Aceri-Tilietum platyphylli), eibenreicher Buchenwald ("Taxo-Fagetum"), wärmegeprägter Seggen-Buchenwald (Carici-Fagetum) und Geißklee-Eichentrockenwald (Cytiso nigricantis-Quercetum roboris).

Naturwaldreservat Hammerleite

Naturwaldreservat Hammerleite
Buchen-Eschen-Bergahorn-Wald mit Fichte in der südlichen Frankenalb
Größe: 28,9 ha
Gemeinde: Essing

Das Altmühltal durchzieht in zahlreichen Windungen, jedoch hauptsächlich der West-Ost-Richtung folgend den Südteil des fränkischen Jura. Kurz vor seiner Mündung in die Donau liegt südlich des Flusses das Naturwaldreservat auf einem nordexponiertem Steilhang.

Der größte Teil der Fläche wird von Beständen aus Buche, Esche, Bergahorn und Fichte eingenommen. Am Nordostrand im Bereich der Kalkfelsen und des Hangschuttes besitzen Sommerlinde und Eibe eine hohe Beteiligung. Weiterhin kommen häufiger Hainbuche, Stieleiche, Kiefer, Sandbirke, Tanne und Lärche vor.

Am Südostrand ist Buche vorherrschend. Auf einem 50-80 m breiten Streifen im Nordwestteil dominiert die Esche. Beigemischt sind dort Buche, Hainbuche, Bergahorn sowie einzelne Robinien, Rosskastanien, Fichten und Kiefern.

Naturwaldreservat Knittelschlag

Naturwaldreservat Knittelschlag
Buchenwald in der südlichen Frankenalb
Größe: 18,4 ha
gemeindefrei - Frauenforst

Nördlich des Zusammenflusses von Altmühl und Donau erstreckt sich auf der Jurahochfläche der "Frauenforst", ein geschlossenes Waldgebiet, das sich außerdem durch das Vorhandensein zahlreicher Dolinen und aus keltischer Zeit stammender Erz-Schürfgruben auszeichnet.

Das Naturwaldreservat umfasst eine zwischen zwei Trockentälern gelegene kleine Hochebene und den nach Südwesten exponierten Hanglagen. Im Zentrum des Reservats stockt Buche mit nur einem geringen Anteil von Fichte, Tanne und Birke. In den Randbereichen kommen neben der Buche und Fichte einzelne Kiefern, Tannen und Birken vor.

Naturwaldreservat Platte

Naturwaldreservat Platte
Buchenwälder mit Eiche in der südlichen Frankenalb
Größe: 33,9 ha
gemeindefrei - Hienheimer Forst

Am Südostrand des Fränkischen Jura mündet die Altmühl in die Donau und der bis dahin von Westen nach Osten streichende Jurazug biegt fast rechtwinklig nach Norden ab. Die Hochfläche des Weißen Jura weist großflächig Albüberdeckung auf, lediglich an Taleinschnitten steht das Gestein oberflächig an.

Das Naturwaldreservat umfasst eine nach Osten einfallende Hangfläche und Teile einer nach Osten offenen Mulde. Dominierende Baumart ist die Buche, die lediglich im Mittelteil der Fläche anteilsmäßig hinter der Eiche zurückbleibt. Im Süden des Reservates ist ebenfalls die Eiche beigemischt sowie Fichte und Europäische Lärche.