Rückblick Fachtagung 2022
Gartenbau – nachhaltig und digital!

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Auch 2022 fand die Fachtagung Gartenbau unter dem Motto “Gartenbau - nachhaltig und digital“ online statt. Es handelt sich um eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Ehemaligenverband Schönbrunn-Weihenstephan e.V.
Monika Deubzer, Behördenleiterin des neuen Verbundamtes AELF Abensberg-Landshut Stefanie Pahnke, stellvertretende Abteilungsleiterin Gartenbau, und Thomas Schneidawind, Schulleiter der Fachschule für Gartenbau in Landshut-Schönbrunn, begrüßten die Teilnehmer und Referenten. Sie verwiesen auf die Neuausrichtung und Modernisierung der Landwirtschaftsverwaltung, die zum 1. Juli 2021 erfolgte.
Wolfgang Ahlvers, Berater vom Erzeugerring für Blumen und Zierpflanzen Bayern Süd e. V., machte auf die aktuellen Zulassungssituationen und Aufbrauchfristen für viele bewährte Pflanzenschutzmittel aufmerksam.
- Voraussichtlich ist für Fonganil Gold ab Mitte 2022 eine längerfristige Zulassung zu erwarten.
- Ebenfalls soll mit CCC 720 im Laufe des Jahres ein wichtiger Hemmstoff wieder zugelassen werden.
- Phosphonathaltige Düngemittel dürfen nach dem 16.07.2022 nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Vorhandene Präparate sind noch vor dem Stichtag aufzubrauchen.
In der Beratung wurden im vergangenen Jahr besonders Problemschaderreger wie die Trauermücke bei Calibrachoa und Chamaesyce oder die Kraut- und Braunfäule an Tomaten beobachtet. Ahlvers zeigte infolge dessen Strategien zur Vermeidung und Bekämpfung auf. An Pelargonien führte die Behandlung mit Movento SC 100 zu massiven Schäden an Triebspitzen. Der Verkaufstermin verzögerte sich hierdurch um drei Wochen. Neue Präparate sollten deshalb vor einer großflächigen Ausbringung zunächst getestet werden. Die Initiative "Natürlich mit Nützlingen" sowie den neuen Imagefilm der Kampagne legte Wolfgang Ahlvers den Teilnehmern der Fachtagung ans Herz. Im Rahmen des Nützlingseinsatzes ging Ahlvers besonders auf die Bausteine zur integrierten Blattlausbekämpfung ein, da es sich hier um einen weiteren Schaderreger handelt, der in Zierpflanzenkulturen zunehmend für Probleme sorgt.
Aktuelle Informationen zur Zulassung von Pflanzenschutzmittel - BVL
Resistenzen bei der Bekämpfung der Weißen Fliege im eigenen Betrieb gaben für Siegfried Dumbsky, Gärtnermeister und Inhaber der Gärtnerei Dumbsky in Hechenwang am Ammersee, vor Jahren den Ausschlag zu handeln. Der Pflanzenschutzmitteleinsatz konnte durch die Verwendung von Nützlingen, effektiven Mikroorganismen und homöopathischen Zusätzen auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Die Qualität der Pflanzen blieb dabei auf gewohnt hohem Niveau. Auch im Bereich der Produktion hat es die Gärtnerei bereits geschafft, den Torfeinsatz um 70 % zu reduzieren. Zudem setzt diese auf regenerative Energieträger, ein geschlossenes Ebbe-Flut-System sowie 100 % recyclingfähige Kulturtöpfe.
Eine wichtige Rolle bei der Kommunikation und Außenwirkung spielen, neben außergewöhnliche Aktionen mit regionalen Anbietern, fachlich geschulte Mitarbeiter für die direkte Kundenansprache, aber auch ein positives Echo der Presse. "Die Kunden interessieren sich nicht so sehr für die Art und Weise wie wir produzieren, aber wenn ein Gärtner sich Läuse kauft für die offene Zucht, dann wird darüber geredet", so Dumbsky. Zum Schluss betonte Siegfried Dumbsky noch einmal deutlich:
Er sieht in einer gelebten und zukunftsorientierten Produktion eine Chance, sich am Markt besser zu positionieren.
Bei dem Modell- und Demonstrationsvorhaben TerZ handelt es sich um ein Projekt zum Torfersatz im Zierpflanzenbau, welches in fünf Modellregionen die Praxistauglichkeit von stark torfreduzierten Substraten untersucht. Insgesamt sind 24 Gartenbaubetriebe aus 7 Bundesländern beteiligt, welche vor Ort durch die LWK Niedersachsen, die LWK Nordrhein-Westfalen, die LVG Heidelberg, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und das LfULG Sachsen betreut werden. Ronja Fritzsche, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachgruppe Pflanzenernährung und Koodinatorin für die Region Süd im Projekt TerZ, erläuterte zunächst die drei Phasen des Projektverlaufes von Dezember 2019 bis März 2023.
Ziel des Projektes ist es, den Torfanteil in Substraten um mehr als 50 % zu senken.
- In der ersten Projektphase wurde die Auswahl der torfreduzierten Substratmischungen sowie geeignete Kulturen festgelegt.
- Durch engmaschige Substratanalysen und regelmäßige Betriebsbesuche soll in der zweiten Phase die Kulturführung optimiert werden.
Ergänzend zu den kulturtechnischen Untersuchungen findet eine betriebswirtschaftliche Begleitung statt. Diese soll die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Substratumstellung abschätzen. Sowohl die betriebswirtschaftliche Begleitung als auch die kulturbegleitenden Substratanalysen werden für das Gesamtvorhaben von der HSWT durchgeführt.
Abschließend zeigte Ronja Fritzsche noch die Erfahrungen der Modellbetriebe mit den unterschiedlichen Kulturen und Substratzusammensetzungen auf. Bei Frühjahrsblühern sowie Beet- und Balkonpflanzen war die Kultur mit torfreduzierten Substraten weitestgehend problemlos. Besonders bei der anspruchsvollen Kultur von Euphorbia pulcherrima kann die Torfreduzierung noch zu inhomogenen Beständen und Problemen in der Anpassung der Kulturführung führen.
Simone Schüßler, Floristmeisterin im Betrieb Blumen Betz in Forchheim, übernahm 2020 die Betreuung der Onlinepräsenz im Betrieb. In diesem Rahmen wurde sowohl der Homepageauftritt als auch der Auftritt in den sozialen Medien komplett überarbeitet. Aller Anfang ist schwer, deshalb hat sich die Floristmeisterin zunächst Hilfe und Inspiration bei Berufskollegen, in Facebook-Gruppen, Onlineworkshops, auf Plattformen wie Youtube und Instagram sowie im familiären Umfeld gesucht.
Mittlerweile erscheinen auf den miteinander verknüpften Plattformen Facebook und Instagram regelmäßige Posts aus dem Betrieb zu Themen wie Hochzeits- und Trauerfloristik, Frühling, Advent, etc. Diese sollen dem Kunden nicht nur einen Mehrwert bieten, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Schüßler betonte, dass sie bei der Erstellung der Beiträge auf gute Bilder, einen angemessenen und interessanten - jedoch nicht zu langen - Text sowie brauchbare und gute Hashtags achtet. Hashtags spielen besonders auf der Plattform Instagram eine wichtige Rolle. Neben normalen Bildern im Newsfeed, versorgt die Gärtnerei ihre Abonnenten auch mit kleinen Filmen, sogenannten Reels, und regelmäßigen Stories. Besonders am Anfang können Gewinnspiele dabei helfen mehr Abonnenten zu generieren und die Kosten hierfür sind überschaubar.
Ein weiterer wichtiger Vorteil, den die sozialen Plattformen laut der Floristmeisterin bieten: "Erfolge können messbar gemacht werden!" Dies kann z. B. mit Hilfe der Instagram Insights erfolgen oder durch die Auswertung bezahlter Werbung. Zu guter Letzt gab Simone Schüßler den Teilnehmern noch einige hilfreiche und persönliche Tipps mit auf den Weg und ermutigte diese sich selbst an die sozialen Medien zu wagen - auch wenn nicht immer alles auf Anhieb klappt!
Der Einsatz von Hemmstoffen ist einer der Schwerpunkte von Frank Korting, der sowohl als Berater als auch im Versuchswesen Zierpflanzenbau am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz in Neustadt/Weinstraße tätig ist. Zunächst ging Korting auf die aktuellen Zulassungssituationen und Aufbrauchfristen verschiedener Hemmstoffe ein. Noch ist die Zulassungssituation recht gut, dennoch müssen Anwender auch hier zukünftig mit einem schrumpfenden Angebot rechnen. Caramba sowie Primo Max II haben aktuell mit Ende April 2023 die längste Zulassungsdauer.
Korting stellte Alternativen zu auslaufenden Hemmstoffen in Wirksamkeit und Verträglichkeit gegenüber. So wurden beispielsweise in einem Versuch die beiden Produkte Dazide Enhance und Shorttrack, jeweils in zwei Aufwandmengen miteinander verglichen. Neben der unterschiedlichen Preisgestaltung und einem stärkeren Spritzbelag auf Blättern durch Shorttrack, konnten in Wirksamkeit und Verträglichkeit keine weiteren Unterschiede festgestellt werden. Zudem war sowohl bei der Verwendung von Dazide Enhance und Shorttrack eine Blütenaufhellung bei bestimmten Petunia-Sorten zu beobachten.
Im Anschluss wurden noch weitere Beispiele zu Wirksamkeit und Verträglichkeit von Hemmstoffen bei den verschiedenen Beet- und Balkonpflanzen-Kulturen, wie Bidens, Calibrachoa, etc. vorgestellt.
Zuletzt wurde das Thema Tankmischungen bei Hemmstoffen behandelt. Diese bieten zwar den Vorteil, dass ein größeres Kulturspektrum mit einer Behandlung abgedeckt werden kann. Allerdings können hier Problemen in der Verträglichkeit und höhere Materialkosten entstehen. Die Anwendung muss immer auf eigenes Risiko erfolgen.
Rückblick
Fachtagung 2021

In diesem Zuge verwies Pahnke auf die Neuausrichtung der Landwirtschaftsverwaltung und stellte des weiteren Rainer Petzi als neuen Sachgebietsleiter für den Bereich "Gärtnerische Erzeugung" der Abteilung Gartenbau vor. Die Teilnehmer wurden auch von Thomas Schneidawind, Schulleiter der Fachschule für Gartenbau in Landshut-Schönbrunn herzlich willkommen geheißen.
Petra Kreuz, GBZ Bayern Süd-Ost, erläuterte in Bezug auf den Klimawandel die verschiedenen gesetzlichen Anforderungen, die in den Betrieben bis zum Jahr 2050 umgesetzt werden müssen, um klimaneutral zu werden. Durch die Anfang des Jahres in Kraft getretene CO2-Bepreisung ist für die Betriebe mit höheren Energiekosten zu rechnen - entsprechend wurde auch ein Überblick über die verschiedenen Förderprogramme für erneuerbare Strom- und Wärmeerzeugung aufgezeigt. Am Beispiel von Gartenbaubetrieben, die bereits Holzheizanlagen für die alternative Energiegewinnung verwenden, machte Kreuz deutlich, dass der Großteil der Gärtner mit den Anlagen durchaus zufrieden ist.
Das Wasserrübenvergilbungsvirus (TUyV) ein “neuer“ Schaderreger an Erysimum sowie den “altbekannten“ Erreger Pythium ultimum an Viola stellte Wolfgang Ahlvers, Erzeugerring für Blumen und Zierpflanzen Bayern Süd e. V., den Teilnehmern der Fachtagung vor. Auch die Blattlaus ist laut Ahlvers ein weiterer Schädling der in Zierpflanzenkulturen zunehmend Probleme bereitet. Er beleuchtete in diesem Zusammenhang den Einsatz von Nützlingen sowie verschiedener Präparate im Pflanzenschutz. Er verwies auch auf die Problematik, dass viele bewährte Mittel keine Zulassung mehr haben oder vor dem Zulassungsende stehen. Zuletzt machte Ahlvers auf die Dokumentationspflicht des Pflanzenpasses aufmerksam. Bis 30. April müssen Betriebe Änderungen bei den aufgeführten Daten im Registrierungsantrag, wie beispielsweise die Neuaufnahme einer Kultur, unaufgefordert der zuständigen Behörde mitteilen. Neu ist auch die Übertragung der Dokumentation auf die Erzeugerringberater.
Die neue Onlineversion des Kennzahlenvergleichs im Gartenbau, der “Betriebsvergleich 4.0“, wurde durch Sascha Westphal, Mitarbeiter am Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e.V. an der Leibniz Universität Hannover (ZBG), vorgestellt. In den letzten Jahren ist wieder eine steigende Teilnehmerzahl am Betriebsvergleich zu verzeichnen, welcher durch das zeitgemäße Onlineangebot nicht nur attraktiver sondern auch effizienter und aktueller geworden ist. Zudem liefert der Betriebsvergleich, Gartenbauunternehmen aller Sparten, wichtige Kennzahlen, die bei strategischen und operativen Entscheidungen als Grundlage dienen können.
Jörg Freimuth, Geschäftsführer des Bayerischen Gärtnereiverbandes, hob besonders die Verbandsarbeit in Zeiten von Corona hervor. Dabei betonte er, dass die Aufgaben des Verbandes neben dem politischen Dialog, die Unterstützung und Verantwortung gegenüber den Betrieben beinhaltet. Freimuth hofft, dass die Branche, trotz aller Herausforderungen, auf ein gutes Geschäftsjahr 2021 blicken kann.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Präsentation von Eva-Maria Geiger, Leiterin Arbeitsbereich Produktqualität und Pflanzengesundheit der LWG. Jährlich werden 800 – 900 Beet- und Balkonpflanzensorten vor der Markteinführung von der LWG getestet. Im Hinblick auf den Sommerflor sind eindeutig “Grüne Superhelden“ gefragt, wie beispielsweise Bidens oder Dahlia, die sowohl mit Bienenfreundlichkeit wie auch mit Hitze- und Trockentoleranz überzeugen können und auch mit torfreduzierten bzw. torffreien Substraten zurechtkommen. In diesem Kontext erläuterte Geiger auch den Demonstrationsversuch mit torfreduzierten bzw. torffreien Blumenerden, der an der LWG 2020 durchgeführt wurde. Abschließend wurde auf die 58 verschiedenen, naschbaren Obst- und Gemüsesorten aufmerksam gemacht, die sich besonders für Balkon- und Terrasse eignen.
Fachtagung 2020
Gartenbau und Biodiversität - ein perfektes Team
Stefanie Pahnke, stellvertretende Abteilungsleiterin des Gartenbauzentrum (GBZ) Bayern Süd-Ost am AELF Landshut, begrüßte die Besucher und Referenten zur gemeinsamen Veranstaltung mit dem Ehemaligenverband Schönbrunn-Weihenstephan. In diesem Zuge verwies Pahnke auf Neuerungen, aktuelle Themen und Hilfestellungen des GBZ Bayern Süd-Ost. Thomas Schneidawind, Schulleiter der Fachschule für Gartenbau in Landshut-Schönbrunn, stimmte mitreißend auf die Fachvorträge ein.

Damit einher gehen sollen
- ein bayernweit einheitlicher Vollzug,
- ein Verschlechterungsverbot des Gewässerzustandes in Hinblick auf die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und
- die Wahrung der Rechte Dritter einhergehen.
