AELF und Stadt Abensberg kooperieren für die Biodiversität
Mit Vortragsreihe gemeinsame Schwerpunkte gesetzt

Die Stadt Abensberg und unser Amt kooperierten beim Thema Biodiversität. Sechs Veranstaltungen rund um die Biodiversität in Land- und Forstwirschaft aber auch zuhause bei den Verbrauchern haben die Partner dazu im Winter 2019/20 im Aventinum in Abensberg erfolgreich auf die Beine gestellt.

Dr. Joachim Hamberger, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg, ist mit dem Besuch der Vortragsreihe zufrieden: "Wir hatten insgesamt über 400 Besucher und haben die Menschen ins Gespräch gebracht über Landnutzung und Biodiversität. Das ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Ökologie, vor allem aber zu mehr Miteinander."

Drei hinter einem Pflanzkübel stehende Personen zeigen Broschüren Zoombild vorhanden

Initiatoren

Im Juli 2019 hatten sich Amtsleiter Dr. Joachim Hamberger und Helene Faltermeier-Huber vom AELF mit Abensbergs Bürgermeister Dr. Uwe Brandl getroffen, um erste Projekte zum Thema Biodiversität zu besprechen.
Hamberger ist seit vielen Jahren ein Verfechter nachhaltiger Entwicklungen, hat hierzu mehrere Publikationen veröffentlicht und ist Vorsitzender des Vereins für Nachhaltigkeit mit Sitz in Freising. Brandl hat bereits Ende der 1990er Jahre mit der "Agenda 21" für eine zukunftsfähige und nachhaltige Stadtentwicklung geworben. Aktuell sorgt das Projekt "Naturstrom Abensberg" zur Bildung eines lokalen Strommarktes für Erzeuger und Verbraucher in Abensberg landesweit für Aufmerksamkeit.
Veranstaltungsreihe zur Biodiversität im Aventinum - Abensberg

"Große Veränderungen stehen an", ist sich Hamberger sicher. Ihm ist wichtig, den Landnutzern im Landkreis Kelheim Informationen über die Möglichkeiten einer ressourcenschonenden und achtsam ausgeführten Land- und Forstwirtschaft zu vermitteln.

Die Veranstaltungsreihe richtete sich an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich für "ihre" Landschaft interessieren und die mit Land- und Forstwirten ins Gespräch kommen wollen. Hamberger betont: "In einem konstruktiven Miteinander sollte darüber gestritten werden, wie der Mensch versöhnt und im Einklang mit der Natur wirtschaften kann."

Themen

  • Artenrückgang in der Agrarlandschaft – Ursachen und was wir tun können
  • Was wir alles selbst in Garten, Haushalt und der Ernährung machen können, um die Artenvielfalt zu fördern
  • Biodiversitätsverlust – was ist dran? Monitoring, bisherige Leistungen und was konkret gemacht wird
  • Bunte Vielfalt! Nachwachsende Rohstoffe bieten Ökologie und Ökonomie
  • Artenvielfalt fördern und Lebensräume gestalten: was in Niederbayern Landwirte konkret tun können
  • Forstwirtschaft und Biodiversität, das Trittsteinkonzept vernetzt Biotope im Wirtschaftswald
  • Ästhetik und Vielfalt! Fotografien, die uns berühren. Warum es wichtig ist, sich nicht nur rational dem Thema Biodiversität zu nähern
Veranstalter

Veranstalter der Reihe sind das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zusammen mit der Stadt Abensberg und weiteren Partnern aus Landnutzung und Naturschutz

Rückblick

Geliebter Fremder Planet: Die Ästhetik des Besonderen - Stephan Fürnrohr (Termin: 19.02.2020)

Die Wintervortragsreihe zur Biodiversität des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurde im Februar 2020 zum Abschluss gebracht mit einem Vortrag über die Ästhetik des Besonderen.
Etwa 50 Personen kamen, um sich Landschaftsbilder des international ausgezeichneten Fotografen Stephan Fürnrohr anzusehen.
Stadtansicht vor riesigem Gletscher gelegenZoombild vorhanden

Foto: Stephan Fürnrohr

Stephan Fürnrohr aus Kallmünz ist ein Star unter den Naturfotografen. Er entführte die Besucher in die Sahara, nach Sibirien, nach Grönland und in die Oberpfalz. Ein Anliegen von ihm ist, die Menschen mit der Schönheit der Natur zu berühren, damit sie sich für deren Erhalt einsetzen. "Die Erde ist unser Nest im Universum, wir müssen es bewahren", ist ein typischer Satz von Fürnrohr. Unterlegt von Musik zeigte er Formen, Farben und Lichtspiele aus der Sahara, die alle Zuschauer gleich in ihren Bann zogen.
Nach Grönland reist der Fotograf seit acht Jahren jährlich. Die Schmelzwasserströme hätten inzwischen gigantische Ausmaße angenommen. Er zeigte riesige Eisberge, aber auch unendlich ästhetische Formen ganz im Kleinen, denn die Schönheiten lassen sich gerade im Detail entdecken, so der Referent.
Aus Sibirien, wo alles flach ist und vom Boden aus langweilig wirke, zeigte er Drohnenaufnahmen: Durch die Vogelperspektive werden mäandrierende Flussauen mit ihrer wilden Schönheit erkennbar, und Salzseen leuchten in den buntesten Farben. Auch aus der Heimat zeigt er Bilder, wie die Schönheit von Waldrändern oder Flussufern aus der Oberpfalz und Niederbayern. "Ich will die Bilder aus ihrer Umgebung herauspflücken", ist eines seiner Bekenntnisse.
Blick auf großen GletscherZoombild vorhanden

Foto: Stephan Fürnrohr

Seit vielen Jahren erkundet Landschaftsfotograf Stephan Fürnrohr mit seiner Kamera verschiedenste Lebensräume der Erde. Dabei legt er den Schwerpunkt nicht nur auf exotische und abgelegene Orte, sondern überrascht auch mit Bildern aus heimischen Gefilden, die durch neue Perspektiven den Blickwinkel der Betrachter erweitern. Über seine Fotografie sagt Stephan Fürnrohr: "Mein Ziel ist es Bilder zu machen, die dem Betrachter einen 'Sense Of Wonder' vermitteln. Die Natur auf diesem Planeten ist voller erstaunlicher Gegenden, voller Schönheit, voller einzigartiger Momente. Wenn durch eines meiner Bilder vermittelt wird, dass dies alles kostbar und schützenswert ist, habe ich mehr erreicht, als ich je zu hoffen wagte."

Lebensraum schaffen - Möglichkeiten der Landwirtschaft (Termin 22.01.)

Vier Personen lachen in die Kamera, zwei davon mit GeschenkkörbenZoombild vorhanden

Akteure des vierten Abends

Rund 40 Zuhörer folgten der Einladung des AELF am 22. Januar 2020 ins Aventinum, um sich über nachhaltige Maßnahmen und Fördermöglichkeiten zur Verbesserung der Biodiversität zu informieren.
Der Geschäftsführer des Maschinenrings Kelheim, Stefan Burgmeier, begrüßte die Referenten: Dr. Maendy Fritz, Leiterin des Sachgebiets Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing, und Hans Laumer, praktizierender Landwirt und Berater für Wildlebensraum, zuständig für den Regierungsbezirk Niederbayern.
Zwei Personen bei Vortrag

Dr. Fritz mit Moderator Siegfried Schneeweis-Müller

Bunte Vielfalt! Nachwachsende Rohstoffe bieten Ökologie und Ökonomie
"Nur 15 von 50.000 nahrhaften Pflanzenarten werden derzeit in der Ernährung genutzt, wobei Winterweizen, Reis und Mais 60 Prozent der Nahrung bereitstellen", begann Dr. Maendy Fritz ihren Vortrag.
Das TFZ in Straubing führt deshalb Versuche mit neuen Arten durch. Im Bereich Biogas ist eine Alternative zum Mais wichtig, um die Biodiversität zu verbessern. Ein Paradebeispiel dafür ist die "Durchwachsene Silphie". Viele Biogasbetrieben bauen sie derzeit neu an, um die Fruchtfolge aufzulockern. Die blühende Silphie bietet nicht nur den Bienen, sondern auch den aktiveren Hummeln wertvollen Nektar. Zudem verbessert die hohe Wurzelmasse die Bodenstruktur und fördert den Humusaufbau. Fritz merkte an, dass der Züchtungsfortschritt bei Dauerkulturen im Gegensatz zu einjährigen Kulturen fehlte, auch aufgrund des mangelnden Interesses der Züchter. Fritz empfahl, "neuartige Exoten" erst einmal auf einer kleineren Fläche auszuprobieren.
Hans Laumer spricht

Wildlebensraumberater Hans Laumer

Artenvielfalt fördern, Lebensräume gestalten: was Landwirte tun können
Lebensraum schaffen für Lebewesen ist die Aufgabe der Wildlebensraumberater wie Hans Laumer. "Zukünftig wird es an jedem Amt Wildlebensraumberater geben!", berichtete Laumer. Er bemerkte, dass die Verbesserung der Biodiversität eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Er rief die Gemeinden dazu auf, die sogenannten "Eh–da-Flächen" zu nutzen, um so Biodiversität und Ortsbild zu verbessern. Laumer stellte Fördermöglichkeiten im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) zur Steigerung der Biodiversität vor. Der Wechsel von hohem und niedrigem Bewuchs in der Fläche schaffe Deckung, Nahrung und Lebensraum. Laumer betonte: "Wir ernten nur das, was wir säen" und deutete so auf eine nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft hin.

Tag der Artenvielfalt
Am Ende des Vortrags wurden alle Besucher zum Tag der Artenvielfalt am 18. Juli 2020 im Modellgebiet Gänsdorf / Straßkirchen herzlich eingeladen.

Biodiversitätsverlust – was ist dran? (Termin 18.12.)

Landwirtschaft nach dem Volksbegehren - was sich getan hat und was sich weiter tun wird

Blick in einen Vortragsraum Zoombild vorhanden

Auch der dritte Abend der Vortragsreihe war gut besucht

Der dritte Abend der Abensberger Wintervortragsreihe "Biodiversität in Land- und Forstwirtschaft" war gut besucht. Über 100 interessierte Landwirte, Verbandsvertreter und Verbraucher kamen und diskutierten anschließend rege miteinander.
Eduard Huber, Vorsitzender des VLF, betonte: "Über Bildung muss Bewusstsein für die aktuelle Fragestellung geschaffen werden. Die Landwirtschaft ist gerade gefordert, einen Spagat zu schaffen. Klimaschutz, Umweltschutz, Gewässerschutz – wo bleibt die Hilfestellung, die die Landwirtschaft braucht um diesen Auftrag zu erfüllen?" In einem Brief ans Christkind formuliert er Wünsche an Politik, Gesellschaft und die Landwirte.
"Wer hat das Volksbegehren gelesen, wer hat es unterschrieben und wer hat es vor dem Unterschreiben gelesen?"

Mit dieser provozierenden Frage begann Dr. Annette Freibauer, Leiterin des Institutes für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz an der Landesanstalt für Landwirtschaft, ihren Vortrag. Etwas zögerlich gehen ein paar Hände nach oben.
Sie erklärte darauf die Kerninhalte des Volksbegehrens und zeigte sich überzeugt davon, dass das Volksbegehren notwendig war und dass erste Wirkungen und damit Erfolge zu erkennen sind. Aus dem Volksbegehren ist ein Gesetz entstanden, auf das noch die Klärung von Rechtsbegriffen und die Formulierungen für zusätzliche fachlich sinnvolle Maßnahmen folgen werden.

Eine Frau bei einer RedeZoombild vorhanden

Dr. Annette Freibauer

Die Wissenschaft findet vermehrt Gehör in der Politik
Sie beklagte einerseits das Volksbegehren hätte über Polarisierung und Polemik in der Diskussion Flurschäden angerichtet, freute sich aber auch darüber, dass inzwischen Fachwissen bei politischen Entscheidungen verstärkt Gehör findet. Ihr war wichtig festzustellen, auch vor dem Volksbegehren gab es schon Fördermaßnahmen für Agrarumweltmaßnahmen und Vertragsnaturschutz mit guter Finanzausstattung, die den Erhalt der Artenvielfalt im Umfeld der Landwirtschaft als Ziel hatten. Als Beispiele nannte sie unter anderem Wiesenbrüterprogramm, Wildlebensraumberatung und Gewässerrandstreifen.

"Die Bereitschaft der Landwirte war immer schon gegeben, diese Förderung anzunehmen. Es wurden über Monitoring im Grünland und bei mehrjährigen Blühflächen Erfolge für die Erhaltung von Insektenarten und Niederwild nachgewiesen. Die Krefeld-Studie hat uns sozusagen wachgerüttelt und zeigt wie andere Studien auch, dass es dringend notwendig ist, zu handeln", sagte Dr. Freibauer.

Über die Evaluierung der Agrarumweltmaßnahmen muss erreicht werden, dass die Biodiverstitätsleistungen der Landbewirtschaftung erhöht werden. Innerhalb ihres möglichen Aktionsradius braucht die Tierwelt ungestörte Wohn- und Überwinterungshabitate, Bruthabitate, Nahrung und Vielfalt. Wichtig für die Zukunft ist es vor allem, "Leitarten" zu erkennen und deren Lebensraumansprüche zu gestalten.

Gruppenbild mit drei Frauen und drei HerrenZoombild vorhanden

Referenten und Organisatoren
Foto: Koller-Ferch

Was können wir besser machen?
Im letzten Teil ihres Vortrages zeigte Dr. Freibauer, was besser gemacht werden kann. In einer "akteursübergreifenden Beratung" sollen Wildlebensraumberater und Wasserrahmenrichtlinienberater, für die neue Planstellen geschaffen sind, neue Modellgebiete entwickeln, die Neuanlage von Gewässerrandstreifen zielführend mitgestalten und im Bereich Pflanzenschutz auf die notwendige Verringerung der Mittel einwirken. Die Aufgaben der LfL liegen dabei in der Fachaufsicht der Agrarökologie, dem Bereitstellen von Fachinformationen und Merkblättern. Diese sind in erster Linie für Ausbildung und Information der Landwirte gedacht, sollen aber auch einen Beitrag dazu leisten, dass alle Bürger fachkundig werden (gemäß dem Ansatz: man schützt nur was man kennt).
Mehr Aktivitäten in der Biodiversität

Die LfL ist schon lange im Bereich Biodiversität aktiv, die Landwirtschaftsberatung und -verwaltung intensiviert Aktivitäten für Biodiversität in allen Handlungsfeldern.

Gemeinsames Handeln wichtig

"Gemeinschaftsaktionen und Kooperationsangebote mit allen Akteuren müssen zu gemeinsamem, effizientem Handeln führen": Mit dieser Aussage zeigte sie auf, dass die Zielsetzung der Abensberger Wintervortragsreihe, Nutzer und Schützer von Landschaft und Natur, an einen Tisch und damit ins Gespräch zu bringen, wichtig ist.

Ein Teilnehmer brachte bei der abschließenden Diskussion die Stimmung des Abends auf den Punkt: Dr. Freibauer sei es gelungen, in ihrem fachlich fundiertem Vortrag auch eine Begeisterung für die Sache zu zeigen. Diese Begeisterung müsse auch auf die Zuhörer und Kooperationspartner überspringen.

Biodiversität im Haushalt und Garten (Termin 04.12.)

Auch im Haushalt und im Garten kann Biodiversität unterstützt und gefördert werden

Zahlreiche Zuhörer kamen im Dezember 2019 ins Aventinum Abensberg, um sich zu informieren was jeder für die Artenvielfalt in Haushalt und Garten tun kann. Landrat Martin Neumeyer begrüßte rund 80 Gäste und betonte, dass im Sinne des Artenschutzes wichtig sei, dass alle Beteiligten das Gespräch miteinander suchten. Dies gelinge bei der Reihe des AELF sehr gut. Kreisbäuerin Rita Schultes verdeutlichte generell die hohe Bedeutung der Hauswirtschaft.
"Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke"
Referentin Hildegard Rust, Haushalts- und Ernährungswissenschaftlerin, betonte: So wie Vielfalt in der Natur wichtig sei, sei es auch in der menschlichen Ernährung. Sie müsse ausgewogen und abwechslungsreich sein. Vor allem regionale und saisonale Produkte brächten ökologische und Ernährungsvorteile. Viele Biolebensmittel kämen aus Asien oder Südamerika. Bei Bio liege der Fokus nur auf der Produktionsweise, Wasserverbrauch oder soziale oder ökologische Aspekte spielten keine Rolle. Deshalb plädiert Rust für regionale Lebensmittel, die wenig Transportwege und damit weniger Umweltbelastung hätten und die unter strengen europäischen Kontrollen erzeugt würden. Sie sieht die Priorität mehr in Regionalen als Bio-Lebensmitteln.
Aber nicht nur beim Essen, auch beim Kauf von Textilien kann der Verbraucher nach Rusts Aussage etwas bewirken, wenn er auf Labels für nachhaltige Produktion achte. Bei Reinigungsmitteln kämen auch das Problem der Nanopartikel und des Mikroplastik hinzu. Wirksam sei auch der Verzicht auf Desinfektionsreiniger und Insektensprays. Ihr Fazit: "Artenvielfalt in der Natur ist überlebenswichtig, deshalb ist Bildung und Aufklärung, was jedes kluge Handeln im Haushalt beitragen kann, so wichtig."
Auch in Hausgärten kann ein Beitrag zur Artenvielfalt geleistet werden.
Dr. Christian Stierstorfer vom Landesbund für Vogelschutz führte in die zweite Thematik des Abends ein, den Hausgarten. Franz Nadler, Kreisfachberater für Gartenkultur, stellte zahlreiche Möglichkeiten der Artenförderung im Garten vor. Nicht jedes Unkraut müsse aus allen Ritzen entfernt werden. Ein wenig Unordnung im Garten helfe vor allem den Insekten, aber auch Igeln, die sich unter Laubhaufen im Winter einrichten können. Pestizide hätten im privaten Hausgarten nichts zu suchen.
Kriterien für Naturgärten
Nadler stellte die Kriterien für das Zertifikat "Naturgarten" vor. Kernkriterien seien der Verzicht auf chemische Düngung bzw. chemische Pflanzenschutzmittel.

Weiterhin empfiehlt er:

  • Trockenmauern, Feuchtbiotope oder Totholz im Garten gewähren vielen Insekten Unterschlupf.
  • Auch Bäume sind wichtig, vor allem blühende, die Insekten Nektar bieten und Vögeln Brutmöglichkeiten.
  • Auf Torf solle möglichst verzichtet werden, weil der ökologische Schaden beim Abbau in den Mooren erheblich sei.
  • Bei den Blühpflanzen sollte darauf geachtet werden, welche mit nicht überzüchteten und gefüllten Blüten anzubauen, weil sonst die Insekten nicht mehr an die Nektargefäße kommen. Vor allem heimische Arten seien erwünscht, denn unsere Tierwelt habe sich in Jahrtausenden daran angepasst. So nutzen beispielsweise 43 Vogelarten den heimischen Wacholder, aber nur eine Vogelart den in Gärten weit verbreiteten chinesischen.
  • Auch ein Kompost gehöre wegen der Kreislaufwirtschaft in jeden Naturgarten.

Artenrückgang in der Agrarlandschaft – Ursachen und was wir tun können (Termin 06.11.)

"Es ist noch Zeit, etwas zu tun" - Wissenschaftler informiert über Biodiversitätsverlust

Sonnenblumen in der Flur
Zahlreiche Zuhörer folgten der Einladung des AELF Anfang November 2019 ins Aventinum, um sich über den Einfluss der Landwirtschaft auf die Artenvielfalt zu informieren. Behördenleiter Dr. Joachim Hamberger begrüßte den Referenten Prof. Wolfgang Weisser von der TU München, Experte für Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und Artenvielfalt.
Mitorganisator Bürgermeister Dr. Uwe Brandl machte deutlich, dass das Thema die gesamte Gesellschaft, jeden Verbraucher, fordere. Beim Kauf von Lebensmitteln müsse der Mehrwert an erbrachter Umweltleistung bezahlt werden. Insbesondere die Pächter von öffentlichen Flächen sieht Dr. Brandl auch in der Pflicht, diese umweltgerecht zu bewirtschaften.
Intensive Landbewirtschaftung, Insektizide und Herbizide als Ursachen
"Es ist noch Zeit, was zu tun!", eröffnete Prof. Weisser seinen Vortrag. Wissenschaftliche Daten zum Artenschwund beruhten nicht auf regelmäßigem Monitoring, sondern vielmehr auf einem Mosaik von Daten, die jedoch eindeutig wechselseitige Einflüsse von Biodiversität und Landnutzung zeigten. Der Einfluss der Grünlandbewirtschaftung auf die Artenvielfalt lasse sich eindeutig über einen Landnutzungsindex beschreiben. In diesem sind sowohl die für die Bewirtschaftung eingesetzte Stickstoffmenge, die Anzahl der Wiesenschnitte und die Beweidungsintensität berücksichtigt. Im Ackerbau sieht Prof. Weisser neben dem Zusammenhang zwischen intensiver Bewirtschaftung und Biodiversitätsverlust auch viele andere negative Einflüsse wie zum Beispiel Bodenerosion, Wasserqualität. In einem Vergleich von 1350 Weizenfeldern konnte der Artenschwund mit der Höhe des Ertrages in Zusammenhang gebracht werden. Als Hauptursachen für den Verlust von Biodiversität in der intensiven Landbewirtschaftung wird sowohl der Einsatz von Insektiziden als auch von Herbiziden aufgeführt.
Fünf männliche Personen stehen vor einer PinwandZoombild vorhanden

Foto: Kathrin Koller-Ferch

Realistische Ziele formulieren
Nach den Ausführungen zum Status quo und den Ursachen des Verlustes stellte Weisser dem Auditorium die Frage: "Was können wir wollen?". Er regte an, realistische Ziele im Themenkomplex Biodiversität zu formulieren, denn "wir werden und können die Artenvielfalt von vor hundert Jahren nicht mehr erreichen." Bei der Gestaltung von Agrarumweltmaßnahmen wünscht sich Weisser eine stärkere Beteiligung der Wissenschaft, um eine höchstmögliche Effektivität zu gewährleisten. Auch viele Möglichkeiten der biologischen Schädlingsbekämpfung seien gegenwärtig nicht ausgeschöpft.

In der Gestaltung von öffentlichen "Eh-da"-Flächen mit ihrem Flächenanteil von zwei bis sechs Prozent sieht Weisser ein hohes Potential, die Artenvielfalt zu stützen. Abschließend appellierte der TUM-Professor an die Gesellschaft, Umweltleistungen der Landwirte zu honorieren, um somit das Positive zu fördern.

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