Seminarrückblick
Ist die Pensionspferdehaltung eine Alternative für mich?

Eine große Nachfrage gab es erneut beim Seminar „Einstieg in die Pensionspferdehaltung“, organisiert durch die beiden Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf und Abensberg-Landshut.

Die Teilnehmer erhielten Informationen zur Betriebswirtschaft sowie zum Baurecht von Pensionspferdehaltungen. Im Anschluss wurde ein Betrieb mit Pensionspferdehaltung besichtigt.

Produktionsfaktoren Arbeit, Boden, Kapital beleuchten

"Die betriebswirtschaftliche Betrachtung eines Betriebszweiges ist ein wichtiger Grundbaustein für den Erfolg", erklärte Linda Lang vom AELF Regensburg-Schwandorf.

Der Fokus ihres Vortrages lag bei den ökonomischen Aspekten der Pensionspferdehaltung von der Produktionsfaktoren Boden, Arbeit, Kapital bis hin zu den Einnahmen. Sie betonte, dass die Arbeit mit 70 bis 150 Stunden pro Pensionspferd im Jahr nicht zu unterschätzen sei. Außerdem wies sie darauf hin, dass der Pensionspreis durch den Betrieb selbst gestaltet werden kann, jedoch von der Marktlage, der Region, dem Angebot und der Haltungsform abhängig sei. Überrascht waren die Teilnehmer über die große Spanne der aktuellen Pensionspreise in Bayern. Diese reichen von etwa 200 € bis 1.500 € pro Pferd und Monat. Hilfestellung bei einer Berechnung können die Kalkulationsdaten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) geben.

Kalkulationsdaten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Externer Link

Ehrliche Kalkulation

Besonders wichtig ist Linda Lang eine ehrliche Kalkulation, bei der beispielsweise 1.300 bis 1.500 € variable Kosten pro Pferd und Jahr nicht selten sind. Auch sollte die Betriebsleiterfamilie einen eigene Stundenentlohnung von 20 € anstreben, schließlich müssen sie sich davon noch privat versichern und tragen ein hohes Risiko. In der Praxis taucht häufig der Wunsch nach einer Reithalle auf. Eine Beispielrechnung für eine Reithalle mit 20 x 40 m verdeutlichte, dass bei Berücksichtigung aller Kosten - Festkosten, variable Kosten, Lohnansatz – schnell mit 36.000 € jährlichen Kosten zu rechnen ist. Unter diesen Bedingungen ist eine Reithalle erst ab 36 zahlenden Pferden betriebswirtschaftlich sinnvoll.

Fazit

Lang fasste zusammen, dass ein hoher Pensionspreis, eine hohe Auslastung, eine geringe Anzahl an eigenen Freizeitpferden sowie niedrige Baukosten der Schlüssel zum Erfolg der Pensionspferdehaltung sind. So kann auch die Pensionspferdehaltung einen wichtigen Beitrag zum familiären Einkommen beitragen.

Privilegierung von Bauvorhaben

Verena Frank vom AELF Abensberg-Landshut erklärte zunächst den Ablauf eines Bauantrages und dass das AELF nur einer von vielen durch das Landratsamt beteiligten Träger öffentlicher Belange sei. Wenn ein Bauvorhaben im Außenbereich liege, möchte das Landratsamt vom AELF folgende Fragen beantwortet haben:

  1. Handelt es sich um Landwirtschaft nach § 201 Baugesetzbuch?
  2. Handelt es sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb nach § 35 Baugesetzbuch?
  3. Dient das konkrete Bauvorhaben diesem Betrieb?

Die Antwort dieser drei Fragen wird umgangssprachlich als Privilegierung bezeichnet. Frank stellte klar: "Es ist weder ein Betrieb noch eine Person privilegiert, sondern immer nur ein konkretes Bauvorhaben". Eine Pensionspferdehaltung kann nach § 201 Baugesetzbuch als Landwirtschaft eingestuft werden, sofern sie auf einer sogenannten "überwiegend eigener Futtergrundlage" betrieben wird. Hier werden in der Regel mind. 0,35 ha landwirtschaftliche Fläche pro Pferdeplatz angenommen, die dem Betrieb langfristig zur Verfügung stehen müssen. Zur Beurteilung eines landwirtschaftlichen Betriebes nach § 35 Baugesetzbuch gehören unter anderem eine organisatorische Einheit, eine sachkundige Leitung sowie ein wirtschaftlich lebensfähiges Unternehmen.

Zum Schluss nannte Verena Frank praktische Beispiele, bei denen es häufig zu baurechtlichen Problemen kommt. So gibt es in der Praxis beispielsweise verfahrensfrei errichtete Unterstände, die bei näherer Betrachtung aufgrund der Bauweise sowie der dauerhaften Nutzung durch die Pferde als genehmigungspflichtiger Stall einzustufen sind. Frank empfiehlt, sich bei Bauvorhaben im Außenbereich frühzeitig an das zuständige Landratsamt sowie AELF zu wenden.

Praxisteil: Arbeitswirtschaft und Kundenmanagement im Griff

Bei bestem Wetter ging es am Nachmittag zum Reitstall Dürnstetten der Familie Ebenbeck bei Sinzing.

Der ökologisch geführte Betrieb hat viele Standbeine

  • Pensionspferdehaltung
  • Mutterkuhhaltung mit Direktvermarktung
  • Erlebnisbauernhof und
  • Soziale Landwirtschaft

Insgesamt 32 Pensionspferde sind hier in Paddockboxen untergebracht. Als Trainingsanlagen gibt es eine Reithalle mit 20 x 40 m, einen Reitplatz mit 20 x 60 m, eine Longierhalle sowie eine Führanlage. Arbeitswirtschaftliche Aspekte sind der Betriebsleiterfamilie besonders wichtig. So verfügt jeder Paddock über eine Heuraufe, in der ein Rundballen gestellt werden kann, so dass das Heu nicht mehr täglich gefüttert werden muss. Durch das Weggklappen des Paddockzaunes kann maschinell abgemistet werden.

Christin Ebenbeck legt viel Wert auf die Kommunikation mit den Einstellern - hierzu gehören auch klare Regeln und das Durchsetzen dieser. In der Stallordnung festgelegte Stallzeiten ermöglichen sowohl den Pferden als auch den Betriebsleitern auch mal ruhigere Abende. Familie Ebenbeck gab einen sehr ehrlichen, offenen Einblick in ihren Betrieb.

Abschluss

Das Seminar gab den Teilnehmern einen Einblick in die Betriebswirtschaft, das Baurecht sowie die Praxis eines Pensionspferdebetriebes. Durch die rege Diskussion zu verschiedenen Aspekten und vielen persönlichen Nachfragen der Teilnehmer zu ihren betrieblichen Voraussetzungen wurde die Bedeutung dieser Thematik ersichtlich. Den Teilnehmern wurde bewusst, dass es keinen Standardplan in der Pferdehaltung gibt, sondern dass besonders in diesem Betriebszweig der Erfolg von vielen individuellen Faktoren, u.a. der Pensionspreis, abhängig ist. Diese Thematik wurde auch nochmals auf dem Praxisbetrieb verdeutlicht, der aber auch zeigte, dass bei richtiger Herangehensweise die Pensionspferdehaltung ein wichtiger Betriebszweig eines Pensionspferdebetrieb sein kann.