Pferdehaltung
Was steckt eigentlich in meinem Pferdeheu?

Heu ist die Grundlage der artgerechten Pferdefütterung. Nicht selten fressen Pferde in den Wintermonaten 10 bis 16 kg Heu täglich. Da lohnt es sich die Inhaltstoffe zu kennen! Nicht nur um eine Verfettung zu vermeiden, sondern auch um die restliche Ration wie Kraftfutter oder Mineralfutter darauf abzustimmen. Andere Auswertungen, zum Beispiel aus dem Rinderbereich, können meist für eine Rationsberechnung für Pferde nicht herangezogen werden, da sich Pferdeheu hinsichtlich der Anzahl an Schnitten, der Schnittzeitpunkte, der Zusammensetzung und damit der Inhaltsstoffe doch stark von Rinderheu unterscheidet.

Was genau in ihrem Heu steckt, wollten die Teilnehmer des Arbeitskreises Pferdehaltung Niederbayern wissen. Hierzu wurden 14 Heuproben des 1. Schnittes aus dem Jahr 2023 analysiert.

Die wichtigsten Ergebnisse werden hier zusammengefasst. Folgende Angaben beziehen sich jeweils auf 1 kg Trockenmasse (TM) des Ausgangsproduktes Heu.
Die Energiegehalte sind über alle Proben als hoch einzustufen.

Analyse-/ Richtwerte Energie

Die Proteingehalte sind sehr niedrig bis zu niedrig.

Analyse-/ Richtwerte Rohprotein

Der Anteil an Kohlenhydraten weist eine hohe Streubreite auf. Insgesamt sind die wasserlöslichen Kohlenhydrate bedenklich hoch.

Wasserlösliche Kohlenhydrate

Energiegehalt
Im Schnitt enthielt 1 kg TM Heu 6,9 MJ ME (umsetzbare Energie) mit einer Spanne von 6,1 bis 7,9 MJ ME. Für die Praxis bedeutet dies für alle Proben, dass sowohl der Erhaltungsbedarf als auch die leichte Arbeit eines Pferdes bei einer artgerechten Pferdefütterung (z.B. 10 kg Heu) allein durch das Heu gedeckt werden kann. Die Zugabe von Kraftfutter ist hierfür nicht notwendig. Bei leichtfuttrigen Pferden ergibt sich eher das Problem, dass diese bereits durch die alleinige Heufütterung hinsichtlich des Energiebedarfs überversorgt sind und damit verfetten.
Proteingehalt
Die Gehalte an praecaecal (vor Blinddarm) verdaulichem Protein betrugen im Schnitt 44 g pro kg TM Heu. Hier gab es große Unterschiede von 28 g bis 58 g. Bei den proteinarmen Heuproben kann es selbst bei Pferden mit einer geringen Arbeitsleistung zu einem Mangel kommen, der ausgeglichen werden sollte. Dieser geschieht im Sommer i.d.R. durch den Weidegang mit ausreichender Bestandshöhe. Im Winter kann eine Ergänzung proteinreicher Futtermittel notwendig sein (z.B. Heu 2. oder Folgeschnitte, Luzerne, Leinkuchen etc.).
Zuckergehalt / wasserlösliche Kohlenhydrate
In der Pferdehaltung sind neben den Gesamtzuckergehalten auch die Gehalte an Fruktanen relevant. Beide zusammen werden unter den wasserlöslichen Kohlenhydraten zusammengefasst. Selbst der Durchschnitt war mit 200 g pro kg TM Heu sehr hoch und lag deutlich über dem Maximalwert des Labors. Die Probe mit den geringsten Gehalten lag bei 118 g, die mit den höchsten Gehalten bei 267 g. Bis auf wenige Ausnahmen, waren die Gehalte an wasserlöslichen Kohlenhydraten eindeutig zu hoch. Heu mit derart hohen Gehalten an wasserlöslichen Kohlenhydraten sollte nicht als alleiniges Grobfutter verfüttert werden. Es empfiehlt sich das Untermischen von Stroh.

Die sehr hohen Gehalte an wasserlöslichen Kohlenhydraten sind in der Pferdefütterung problematisch, da sie zu einer Dysbiose der Mikroorganismen im Dickdarm führen können. Besonders übergewichtige und/oder stoffwechselkranke Pferde vertragen derart hohe Gehalte an Kohlenhydraten nicht, was nicht selten in Hufrehe endet. Die Gehalte werden in erster Linie durch die Zusammensetzung des Mähguts beeinflusst. Hier sind zuckerreiche Gräser (z.B. Dt. Weidelgras) zu vermeiden und zuckerarme Gräser zu stärken (z.B. Wiesenlieschgras). Aber auch Stressfaktoren, wie z.B. Trockenheit, Hitzestress, können das Einlagern von Kohlenhydraten bedingen.

Mengenelemente

Die Mengen an Calcium, Phosphor, Magnesium, Kalium und Chlorid waren in allen Proben ausreichend vorhanden, sodass eine zusätzliche Fütterung über ein Mineralfutter nicht notwendig ist. Bis auf eine Probe lag das Calcium : Phosphor-Verhältnis zwischen 1 und 3 : 1 wie gewünscht. Lediglich die Gehalte von Natrium waren allein über das Heu nicht ausreichend, weswegen dieses z.B. über einen Salzleckstein ergänzt werden sollte.

Spurenelemente

  • Hinsichtlich der Spurenelemente spiegelten sich in der Pferdewelt bekannte Vermutungen wider. Die Gehalte an Selen waren bei allen Proben niedrig (0,068 mg) bis sehr niedrig (0,001 mg). Das Zufüttern von Selen über ein Mineralfutter ist hier zwingend notwendig. Der Wert von Probe 14 konnte nicht sicher bestimmt werden und wurde daher aus der Auswertung genommen.
  • Gleiches gilt bei den Gehalten an Zink. Hier lag der Durchschnitt aller Proben mit 20,1 mg pro kg TM Heu auf dem vom Labor angegebenen Minimum von 20 mg / kg Heu. Selbst bei den Proben mit höheren Zinkgehalten, kann der Bedarf nicht gedeckt werden. Eine Ergänzung ist zwingend notwendig.
  • Ein entgegengesetztes Ergebnis ergab sich bei den Mangangehalten. Diese lagen sogar im Schnitt mit 124 mg über dem Maximalwert des Labors (110 mg). Keine der Proben lag unter dem Minimalrichtwert. Auffällig waren die stark unterschiedlichen Gehalte. Auch ohne ein Zufüttern über Mineralfutter konnte mit allen Proben der Bedarf an Mangan über das Heu gedeckt werden.
  • Die Kupfergehalte lagen im Schnitt bei 4,0 mg und reichen von 3,0 bis 5,4 mg pro kg TM Heu. Der Gehalt an Kupfer war in keiner der Heuproben ausreichend, um den Tagesbedarf zu decken. Ein Zufüttern ist daher zwingend notwendig.
  • Ein anderes Bild ergaben die Eisengehalte. Bis auf zwei Proben waren diese in allen anderen Proben hoch genug, um den Tagesbedarf zu decken. Auch im Schnitt war der Bedarf mit 249 mg pro kg TM Heu ausreichend.
  • Der Anteil an Chlorid lag zwischen 1,6 und 6,7 mg pro kg TM Heu mit einem Durchschnitt von 4 mg. Der Tagesbedarf eines Pferdes ist bei den chloridreicheren Proben bereits durch die Heumenge gegeben. Auch chloridarme Heumengen stellen in der Praxis kein Problem dar, da das Anbieten eines Salzlecksteines zur guten fachlichen Praxis gehört und durch diesen nicht nur Natrium sondern auch Chlorid aufgenommen werden kann.
  • Die Gehalte an Schwefel waren als eher niedrig einzustufen. Sowohl der Durchschnitt (1,0 mg) als auch der höchste Gehalt aller Proben (1,7 mg) lag unter dem Minimal-Richtwert des Labors mit 2,0 mg. Dennoch kann der Tagesbedarf eines Pferdes dadurch gedeckt werden.
Die Selengehalte sind niedrig bis sehr niedrig.

Analysewerte und Richtwerte für Selen

Die Zinkgehalte sind niedrig.

Analysewerte und Richtwerte für Zink

Der Gehalt an Mangan weist eine sehr große Streubreite zwischen den Proben auf. Im Durchschnitt sind die Gehalte recht hoch.

Analysewerte und Richtwerte für Mangan

Zusammenfassung

Die Heuproben zeichneten sich durch tendenziell hohe Energiegehalte, mit sehr hohen Gehalten an wasserlöslichen Kohlenhydraten, bei gleichzeitig geringen Gehalten an Protein aus. Daraus ergeben sich Herausforderungen und Einschränkungen in der Pferdefütterung. Hinsichtlich der Mineralstoffe scheinen die Pferde mit Mengenelementen bis auf Natrium allein durch das Heu ausreichend versorgt zu sein. Der Natriummangel wird in der Regel über einen Salzleckstein ausgeglichen. Bei Mineralfuttern ist daher auf eher geringe bis keine Gehalte an Mengenelementen zu achten, um die Pferde und deren (empfindlichen) Stoffwechsel nicht unnötig zu belasten. Auch gilt es unnötige Ausscheidungen von Mineralstoffen in die Umwelt zu vermeiden. Die Gehalte der Spurenelemente Zink, Selen und Kupfer waren in den Heuproben nicht in ausreichendem Maß vorhanden, sodass hier eine Ergänzung notwendig ist. Der Bedarf an Mangan, Eisen, Chlorid und Schwefel wäre allein durch die Heuration und einen Salzleckstein abgedeckt.
Weitere Informationen zur Pferdefütterung sind in der kürzlich neu aufgelegten (im Download kostenlosen) Broschüre „Gruber Tabelle zur Pferdefütterung“ zu finden

Gruber Tabelle zur Pferdefütterung - LfL Externer Link