Pferdehaltung
Was steckt eigentlich in meinem Pferdeheu?
Heu ist die Grundlage der artgerechten Pferdefütterung. Nicht selten fressen Pferde in den Wintermonaten 10 bis 16 kg Heu täglich. Da lohnt es sich die Inhaltstoffe zu kennen! Nicht nur um eine Verfettung zu vermeiden, sondern auch um die restliche Ration wie Kraftfutter oder Mineralfutter darauf abzustimmen. Andere Auswertungen, zum Beispiel aus dem Rinderbereich, können meist für eine Rationsberechnung für Pferde nicht herangezogen werden, da sich Pferdeheu hinsichtlich der Anzahl an Schnitten, der Schnittzeitpunkte, der Zusammensetzung und damit der Inhaltsstoffe doch stark von Rinderheu unterscheidet.
Was genau in ihrem Heu steckt, wollten die Teilnehmer des Arbeitskreises Pferdehaltung Niederbayern wissen. Hierzu wurden 14 Heuproben des 1. Schnittes aus dem Jahr 2023 analysiert.
Die sehr hohen Gehalte an wasserlöslichen Kohlenhydraten sind in der Pferdefütterung problematisch, da sie zu einer Dysbiose der Mikroorganismen im Dickdarm führen können. Besonders übergewichtige und/oder stoffwechselkranke Pferde vertragen derart hohe Gehalte an Kohlenhydraten nicht, was nicht selten in Hufrehe endet. Die Gehalte werden in erster Linie durch die Zusammensetzung des Mähguts beeinflusst. Hier sind zuckerreiche Gräser (z.B. Dt. Weidelgras) zu vermeiden und zuckerarme Gräser zu stärken (z.B. Wiesenlieschgras). Aber auch Stressfaktoren, wie z.B. Trockenheit, Hitzestress, können das Einlagern von Kohlenhydraten bedingen.
Die Mengen an Calcium, Phosphor, Magnesium, Kalium und Chlorid waren in allen Proben ausreichend vorhanden, sodass eine zusätzliche Fütterung über ein Mineralfutter nicht notwendig ist. Bis auf eine Probe lag das Calcium : Phosphor-Verhältnis zwischen 1 und 3 : 1 wie gewünscht. Lediglich die Gehalte von Natrium waren allein über das Heu nicht ausreichend, weswegen dieses z.B. über einen Salzleckstein ergänzt werden sollte.
Spurenelemente
- Hinsichtlich der Spurenelemente spiegelten sich in der Pferdewelt bekannte Vermutungen wider. Die Gehalte an Selen waren bei allen Proben niedrig (0,068 mg) bis sehr niedrig (0,001 mg). Das Zufüttern von Selen über ein Mineralfutter ist hier zwingend notwendig. Der Wert von Probe 14 konnte nicht sicher bestimmt werden und wurde daher aus der Auswertung genommen.
- Gleiches gilt bei den Gehalten an Zink. Hier lag der Durchschnitt aller Proben mit 20,1 mg pro kg TM Heu auf dem vom Labor angegebenen Minimum von 20 mg / kg Heu. Selbst bei den Proben mit höheren Zinkgehalten, kann der Bedarf nicht gedeckt werden. Eine Ergänzung ist zwingend notwendig.
- Ein entgegengesetztes Ergebnis ergab sich bei den Mangangehalten. Diese lagen sogar im Schnitt mit 124 mg über dem Maximalwert des Labors (110 mg). Keine der Proben lag unter dem Minimalrichtwert. Auffällig waren die stark unterschiedlichen Gehalte. Auch ohne ein Zufüttern über Mineralfutter konnte mit allen Proben der Bedarf an Mangan über das Heu gedeckt werden.
- Die Kupfergehalte lagen im Schnitt bei 4,0 mg und reichen von 3,0 bis 5,4 mg pro kg TM Heu. Der Gehalt an Kupfer war in keiner der Heuproben ausreichend, um den Tagesbedarf zu decken. Ein Zufüttern ist daher zwingend notwendig.
- Ein anderes Bild ergaben die Eisengehalte. Bis auf zwei Proben waren diese in allen anderen Proben hoch genug, um den Tagesbedarf zu decken. Auch im Schnitt war der Bedarf mit 249 mg pro kg TM Heu ausreichend.
- Der Anteil an Chlorid lag zwischen 1,6 und 6,7 mg pro kg TM Heu mit einem Durchschnitt von 4 mg. Der Tagesbedarf eines Pferdes ist bei den chloridreicheren Proben bereits durch die Heumenge gegeben. Auch chloridarme Heumengen stellen in der Praxis kein Problem dar, da das Anbieten eines Salzlecksteines zur guten fachlichen Praxis gehört und durch diesen nicht nur Natrium sondern auch Chlorid aufgenommen werden kann.
- Die Gehalte an Schwefel waren als eher niedrig einzustufen. Sowohl der Durchschnitt (1,0 mg) als auch der höchste Gehalt aller Proben (1,7 mg) lag unter dem Minimal-Richtwert des Labors mit 2,0 mg. Dennoch kann der Tagesbedarf eines Pferdes dadurch gedeckt werden.
Die Heuproben zeichneten sich durch tendenziell hohe Energiegehalte, mit sehr hohen Gehalten an wasserlöslichen Kohlenhydraten, bei gleichzeitig geringen Gehalten an Protein aus. Daraus ergeben sich Herausforderungen und Einschränkungen in der Pferdefütterung. Hinsichtlich der Mineralstoffe scheinen die Pferde mit Mengenelementen bis auf Natrium allein durch das Heu ausreichend versorgt zu sein. Der Natriummangel wird in der Regel über einen Salzleckstein ausgeglichen. Bei Mineralfuttern ist daher auf eher geringe bis keine Gehalte an Mengenelementen zu achten, um die Pferde und deren (empfindlichen) Stoffwechsel nicht unnötig zu belasten. Auch gilt es unnötige Ausscheidungen von Mineralstoffen in die Umwelt zu vermeiden. Die Gehalte der Spurenelemente Zink, Selen und Kupfer waren in den Heuproben nicht in ausreichendem Maß vorhanden, sodass hier eine Ergänzung notwendig ist. Der Bedarf an Mangan, Eisen, Chlorid und Schwefel wäre allein durch die Heuration und einen Salzleckstein abgedeckt.
Weitere Informationen zur Pferdefütterung sind in der kürzlich neu aufgelegten (im Download kostenlosen) Broschüre „Gruber Tabelle zur Pferdefütterung“ zu finden