AELF und Stadt Abensberg kooperieren für die Biodiversität
Mit Vortragsreihe gemeinsame Schwerpunkte gesetzt
Die Stadt Abensberg und unser Amt kooperierten beim Thema Biodiversität. Sechs Veranstaltungen rund um die Biodiversität in Land- und Forstwirschaft aber auch zuhause bei den Verbrauchern haben die Partner dazu im Winter 2019/20 im Aventinum in Abensberg erfolgreich auf die Beine gestellt.
Dr. Joachim Hamberger, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg, ist mit dem Besuch der Vortragsreihe zufrieden: "Wir hatten insgesamt über 400 Besucher und haben die Menschen ins Gespräch gebracht über Landnutzung und Biodiversität. Das ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Ökologie, vor allem aber zu mehr Miteinander."

Initiatoren
"Große Veränderungen stehen an", ist sich Hamberger sicher. Ihm ist wichtig, den Landnutzern im Landkreis Kelheim Informationen über die Möglichkeiten einer ressourcenschonenden und achtsam ausgeführten Land- und Forstwirtschaft zu vermitteln.
Die Veranstaltungsreihe richtete sich an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich für "ihre" Landschaft interessieren und die mit Land- und Forstwirten ins Gespräch kommen wollen. Hamberger betont: "In einem konstruktiven Miteinander sollte darüber gestritten werden, wie der Mensch versöhnt und im Einklang mit der Natur wirtschaften kann."
Themen
- Artenrückgang in der Agrarlandschaft – Ursachen und was wir tun können
- Was wir alles selbst in Garten, Haushalt und der Ernährung machen können, um die Artenvielfalt zu fördern
- Biodiversitätsverlust – was ist dran? Monitoring, bisherige Leistungen und was konkret gemacht wird
- Bunte Vielfalt! Nachwachsende Rohstoffe bieten Ökologie und Ökonomie
- Artenvielfalt fördern und Lebensräume gestalten: was in Niederbayern Landwirte konkret tun können
- Forstwirtschaft und Biodiversität, das Trittsteinkonzept vernetzt Biotope im Wirtschaftswald
- Ästhetik und Vielfalt! Fotografien, die uns berühren. Warum es wichtig ist, sich nicht nur rational dem Thema Biodiversität zu nähern
Veranstalter der Reihe sind das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zusammen mit der Stadt Abensberg und weiteren Partnern aus Landnutzung und Naturschutz
Rückblick
Geliebter Fremder Planet: Die Ästhetik des Besonderen - Stephan Fürnrohr (Termin: 19.02.2020)

Foto: Stephan Fürnrohr

Foto: Stephan Fürnrohr
Lebensraum schaffen - Möglichkeiten der Landwirtschaft (Termin 22.01.)

Akteure des vierten Abends
Der Geschäftsführer des Maschinenrings Kelheim, Stefan Burgmeier, begrüßte die Referenten: Dr. Maendy Fritz, Leiterin des Sachgebiets Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing, und Hans Laumer, praktizierender Landwirt und Berater für Wildlebensraum, zuständig für den Regierungsbezirk Niederbayern.

Dr. Fritz mit Moderator Siegfried Schneeweis-Müller
Das TFZ in Straubing führt deshalb Versuche mit neuen Arten durch. Im Bereich Biogas ist eine Alternative zum Mais wichtig, um die Biodiversität zu verbessern. Ein Paradebeispiel dafür ist die "Durchwachsene Silphie". Viele Biogasbetrieben bauen sie derzeit neu an, um die Fruchtfolge aufzulockern. Die blühende Silphie bietet nicht nur den Bienen, sondern auch den aktiveren Hummeln wertvollen Nektar. Zudem verbessert die hohe Wurzelmasse die Bodenstruktur und fördert den Humusaufbau. Fritz merkte an, dass der Züchtungsfortschritt bei Dauerkulturen im Gegensatz zu einjährigen Kulturen fehlte, auch aufgrund des mangelnden Interesses der Züchter. Fritz empfahl, "neuartige Exoten" erst einmal auf einer kleineren Fläche auszuprobieren.

Wildlebensraumberater Hans Laumer
Tag der Artenvielfalt
Am Ende des Vortrags wurden alle Besucher zum Tag der Artenvielfalt am 18. Juli 2020 im Modellgebiet Gänsdorf / Straßkirchen herzlich eingeladen.
Biodiversitätsverlust – was ist dran? (Termin 18.12.)
Landwirtschaft nach dem Volksbegehren - was sich getan hat und was sich weiter tun wird

Auch der dritte Abend der Vortragsreihe war gut besucht
Eduard Huber, Vorsitzender des VLF, betonte: "Über Bildung muss Bewusstsein für die aktuelle Fragestellung geschaffen werden. Die Landwirtschaft ist gerade gefordert, einen Spagat zu schaffen. Klimaschutz, Umweltschutz, Gewässerschutz – wo bleibt die Hilfestellung, die die Landwirtschaft braucht um diesen Auftrag zu erfüllen?" In einem Brief ans Christkind formuliert er Wünsche an Politik, Gesellschaft und die Landwirte.
Mit dieser provozierenden Frage begann Dr. Annette Freibauer, Leiterin des Institutes für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz an der Landesanstalt für Landwirtschaft, ihren Vortrag. Etwas zögerlich gehen ein paar Hände nach oben.
Sie erklärte darauf die Kerninhalte des Volksbegehrens und zeigte sich überzeugt davon, dass das Volksbegehren notwendig war und dass erste Wirkungen und damit Erfolge zu erkennen sind. Aus dem Volksbegehren ist ein Gesetz entstanden, auf das noch die Klärung von Rechtsbegriffen und die Formulierungen für zusätzliche fachlich sinnvolle Maßnahmen folgen werden.

Dr. Annette Freibauer
"Die Bereitschaft der Landwirte war immer schon gegeben, diese Förderung anzunehmen. Es wurden über Monitoring im Grünland und bei mehrjährigen Blühflächen Erfolge für die Erhaltung von Insektenarten und Niederwild nachgewiesen. Die Krefeld-Studie hat uns sozusagen wachgerüttelt und zeigt wie andere Studien auch, dass es dringend notwendig ist, zu handeln", sagte Dr. Freibauer.
Über die Evaluierung der Agrarumweltmaßnahmen muss erreicht werden, dass die Biodiverstitätsleistungen der Landbewirtschaftung erhöht werden. Innerhalb ihres möglichen Aktionsradius braucht die Tierwelt ungestörte Wohn- und Überwinterungshabitate, Bruthabitate, Nahrung und Vielfalt. Wichtig für die Zukunft ist es vor allem, "Leitarten" zu erkennen und deren Lebensraumansprüche zu gestalten.

Referenten und Organisatoren
Foto: Koller-Ferch
Die LfL ist schon lange im Bereich Biodiversität aktiv, die Landwirtschaftsberatung und -verwaltung intensiviert Aktivitäten für Biodiversität in allen Handlungsfeldern.
"Gemeinschaftsaktionen und Kooperationsangebote mit allen Akteuren müssen zu gemeinsamem, effizientem Handeln führen": Mit dieser Aussage zeigte sie auf, dass die Zielsetzung der Abensberger Wintervortragsreihe, Nutzer und Schützer von Landschaft und Natur, an einen Tisch und damit ins Gespräch zu bringen, wichtig ist.
Ein Teilnehmer brachte bei der abschließenden Diskussion die Stimmung des Abends auf den Punkt: Dr. Freibauer sei es gelungen, in ihrem fachlich fundiertem Vortrag auch eine Begeisterung für die Sache zu zeigen. Diese Begeisterung müsse auch auf die Zuhörer und Kooperationspartner überspringen.
Biodiversität im Haushalt und Garten (Termin 04.12.)
Auch im Haushalt und im Garten kann Biodiversität unterstützt und gefördert werden
Weiterhin empfiehlt er:
- Trockenmauern, Feuchtbiotope oder Totholz im Garten gewähren vielen Insekten Unterschlupf.
- Auch Bäume sind wichtig, vor allem blühende, die Insekten Nektar bieten und Vögeln Brutmöglichkeiten.
- Auf Torf solle möglichst verzichtet werden, weil der ökologische Schaden beim Abbau in den Mooren erheblich sei.
- Bei den Blühpflanzen sollte darauf geachtet werden, welche mit nicht überzüchteten und gefüllten Blüten anzubauen, weil sonst die Insekten nicht mehr an die Nektargefäße kommen. Vor allem heimische Arten seien erwünscht, denn unsere Tierwelt habe sich in Jahrtausenden daran angepasst. So nutzen beispielsweise 43 Vogelarten den heimischen Wacholder, aber nur eine Vogelart den in Gärten weit verbreiteten chinesischen.
- Auch ein Kompost gehöre wegen der Kreislaufwirtschaft in jeden Naturgarten.
Artenrückgang in der Agrarlandschaft – Ursachen und was wir tun können (Termin 06.11.)
"Es ist noch Zeit, etwas zu tun" - Wissenschaftler informiert über Biodiversitätsverlust

Mitorganisator Bürgermeister Dr. Uwe Brandl machte deutlich, dass das Thema die gesamte Gesellschaft, jeden Verbraucher, fordere. Beim Kauf von Lebensmitteln müsse der Mehrwert an erbrachter Umweltleistung bezahlt werden. Insbesondere die Pächter von öffentlichen Flächen sieht Dr. Brandl auch in der Pflicht, diese umweltgerecht zu bewirtschaften.

Foto: Kathrin Koller-Ferch
In der Gestaltung von öffentlichen "Eh-da"-Flächen mit ihrem Flächenanteil von zwei bis sechs Prozent sieht Weisser ein hohes Potential, die Artenvielfalt zu stützen. Abschließend appellierte der TUM-Professor an die Gesellschaft, Umweltleistungen der Landwirte zu honorieren, um somit das Positive zu fördern.
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Biodiversität steht für die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde. Im Ökosystem sind Mensch, Tier, Pflanze und Landschaft miteinander verwoben. Wer diese Vielfalt schützt, sorgt für eine intakte Umwelt, mehr Lebensraum für Insekten und damit auch für Lebensqualität und Wohlergehen aller. Mehr