Schweinehaltung
Lieferverträge für erhöhte Tierwohlaufwendungen

Schweine auf Stroh im Stall.

Von den Schweinefleischvermarktern werden vermehrt Mastschweine gesucht, die nach den Vorgaben des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) "Haltungsform" nach den verschiedenen Haltungsstufen, aktuell nach Stufe LEH 3 und LEH 4, erzeugt werden.

Dies kann ein rentables Geschäft sein, sofern die Stallungen schon weitgehend die dazu erforderlichen Voraussetzungen erfüllen. Je höher die Haltungsstufe, desto höher sind die Anforderungen an den Stall und die Produktionstechnik.

Welche ökonomischen und arbeitswirtschaftlichen Auswirkungen sind zu erwarten?

Erhöhung der Baukosten

Die Tiere brauchen bei steigender Haltungsstufe mehr Platz, was höhere Baukosten bzw. Festkosten verursacht. Vorhandene Stallungen müssen geringer belegt werden, d. h. es können künftig weniger Tiere aus diesem Stall verkauft werden. Damit reduzieren sich die Direktkostenfreien Leistungen (DkfL) aus dem Maststall. Es müssen Raufutter- und/oder Beschäftigungsmaterialautomaten eingebaut werden. Eventuell muss die Fensterfläche vergrößert werden. Die Baukosten erhöhen sich nochmals, sofern ein Strohlager und/oder ein Mistlager erforderlich werden. Die Strohbergung und die Mistausbringung verursachen nochmals Kosten, entweder durch Eigenmechanisierung oder durch den Zukauf dieser Dienstleistungen. Die Stufe 3 fordert 40 % mehr Platz und dazu einen Stall mit Außenklimareizen, bzw. mindestens einen Offenfrontstall. In der Stufe 4 müssen die Tiere ständig Zugang zum Auslauf haben oder im Freiland gehalten werden und auch die Ferkel müssen schon unter den Bedingungen dieser LEH-Stufe stammen. Für den Umbau von bisher geschlossenen Stallungen zu Stallungen mit Außenklimareizen oder Auslauf ist regelmäßig ein neues Baugenehmigungsverfahren erforderlich. Da Außenklimaställe bisher grundsätzlich aus immissionstechnischen Gründen einen höheren Mindestabstand zum nächsten Wohngebäude erfordern, ist ein Umbau oft nicht genehmigungsfähig. Futterkosten erhöhen sich.

Erhöhung der Futterkosten

Die Futterkosten erhöhen sich, weil zusätzlich Raufutter und/oder organisches Beschäftigungsmaterial eingesetzt werden muss. Zudem kann Stroheinsatz bei schlechter Strohqualität zu erheblichen gesundheitlichen Problemen bei Schweinen führen. Ab Stufe 3 muss gentechnikfrei gefüttert werden, was die Futterkosten nochmals in die Höhe treibt.

Erhöhung des Arbeitsaufwandes

Nicht zu unterschätzen ist der deutlich höhere Arbeitsaufwand durch das Einbringen des Beschäftigungsmaterials und des Raufutters in den Stall. Die Strohbergung und die Mistausbringung erfordern mehr Arbeitszeit als bisher. Bei Festmistverfahren erhöht sich der Arbeitsaufwand nochmals erheblich. Allein eine Stunde mehr Arbeit pro Mastplatz verteuert ein Mastschwein um ca. 10 Euro.