Rückblick
Grobfutterqualitäten für Pferde - beurteilen und verstehen

Im März und April 2025 fanden an drei Standorten (Ansbach, Dasing, Landshut) Seminare zum Thema „Grobfutterqualitäten für Pferde – beurteilen und verstehen“ statt. Pferdehaltende und Fachleute aus der Landwirtschaft und der Futtermittelproduktion kamen zusammen.

Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit, ihr Wissen über die Bedeutung und richtige Handhabung von Grobfuttermitteln wie Heu, Anwelksilage/Heulage und Stroh zu vertiefen. Die Veranstaltung, die das Netzwerk Fokus Tierwohl in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) vor Ort durchgeführt hat, setzte auf eine Kombination aus fachlichen Vorträgen und praktischen Übungen.

Die Teilnehmenden kamen aus verschiedenen Bereichen der Pferdehaltung: Pensionspferdehaltende, Privatpferdehaltende, Heuproduzentinnen und Produzenten und auch Interessierte, die das Thema Pferdefütterung aus gesundheitlicher Perspektive betrachten. Das Seminar bot eine gute Gelegenheit, nicht nur von Expertinnen und Experten zu lernen, sondern auch untereinander Erfahrungen auszutauschen und wichtige Fragen zu klären. Besonders die praxisnahen Einblicke in die Futtermittelanalyse und die sensorische Beurteilung von Grobfuttermitteln fanden großen Anklang.

Produktion der Futtermittel
Als Referentinnen wurden Jennifer Brandl und Barbara Misthilger von der LfL (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) gewonnen. Die beiden Fachfrauen erklärten in ihren Vorträgen die komplexen Zusammenhänge zwischen Pferdegesundheit und der Fütterung von Grobfuttermitteln. Hierbei wurde nicht nur die theoretische Grundlage vermittelt, sondern auch konkrete Tipps für die Praxis gegeben. Ein zentraler Aspekt war die Produktion der Futtermittel – von der Bedeutung der Grünlandpflege über den richtigen Schnittzeitpunkt bis hin zur Lagerung und Konservierung der Futtermittel.
Bedürfnisse von Pferden verstehen

Jennifer Brandl hob hervor, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse von Pferden in Bezug auf ihre Fütterung zu verstehen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere langfristig zu erhalten und zu fördern. Sie erklärte, dass der Verdauungstrakt von Pferden besondere Anforderungen an das Futter stellt. So ist es entscheidend, dass das Grobfutter eine gute Qualität und ausreichend Struktur bietet, um eine gesunde Verdauung zu unterstützen und gleichzeitig Nährstoffe in der richtigen Form bereitzustellen.

Qualität des Grobfutters

Barbara Misthilger widmete sich in ihrem Vortrag besonders der Frage, wie sich Umweltfaktoren, Weidepflege und Düngung auf die Qualität des Grobfutters auswirken. Sie erklärte, dass u.a. falsche Schnittzeitpunkte zu einer schlechten Qualität des Futters führen können, was widerum die Gesundheit der Pferde gefährdet.

Lagerung wesentlicher Faktor
Barbara Misthilger erklärte, dass die Qualität des Futters nicht nur durch die Ernte, sondern auch durch die Lagerung erheblich beeinflusst wird. Besonders bei Heu sei darauf zu achten, dass es richtig getrocknet und gelagert wird, um Staub-, Schimmelbildung und Nährstoffverluste zu vermeiden. Misthilger empfahl, Heu in gut belüfteten Räumen zu lagern und nicht mehr als zwei Lagen übereinander zu stapeln, um eine gleichmäßige Trocknung und gute Luftzirkulation zu gewährleisten.
Zuckerabbau von Bedeutung
Bei der Lagerung von Anwelksilage und Heulage betonte sie, dass der Zuckerabbau während des Silierungsprozesses von großer Bedeutung sei. Eine falsche Lagerung beeinflusse nicht nur den Zuckergehalt, sondern führe zu einem erhöhten Risiko für Schimmelpilze und Bakterien, die die Qualität des Futters beeinträchtigen. Trotz ihres oft schlechen Rufes spielen Anwelksilage und Heulage eine wichtige Rolle in der Pferdefütterung und werden zu Unrecht vorschnell kritisiert. Bei sachgemäßer Produktion und Lagerung stellen Anwelksilage und Heulage wertvolle Futtermittel für Pferde dar. Misthilger stellte fest, dass eine gut produzierte Anwelksilage/Heulage besser ist als minderwertiges Heu.
Gesundheitliche Auswirkungen
Ein wichtiger Teil der Diskussion betraf die gesundheitlichen Auswirkungen von Grobfuttermitteln auf Pferde. Besonders Themen wie Stoffwechselerkrankungen, Atemwegserkrankungen und Allergien standen im Vordergrund. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Frage der Strukturversorgung bei Diäten. Brandl erklärte, dass auch Pferde, die einer speziellen Diät unterzogen werden, nicht auf ausreichend strukturhaltiges Grobfutter verzichten dürfen. Insbesondere bei Pferden, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht oder Stoffwechselstörungen auf eine reduzierte Futteraufnahme angewiesen sind, müsse darauf geachtet werden, dass die Verdauung nicht beeinträchtigt wird.
Praxisteil
Der Praxisteil der Veranstaltung war besonders beliebt, da die Teilnehmenden die Gelegenheit hatten, das Gelernte direkt anzuwenden. Unter der Anleitung der Expertinnen und Experten von LfL und AELF lernten die Teilnehmenden verteilt auf mehrere Stationen, wie man Heu, Anwelk- und Heulage sowie Stroh anhand von Farbe, Geruch, Struktur unter Einsatz der eigenen Sinne beurteilt. In Kleingruppen wurde das Grobfutter genau unter die Lupe genommen, um mögliche Schwächen in der Qualität festzustellen, zu diskutieren und fundierte Bewertungen treffen zu können.
Futtermittelanalysen

Die Teilnehmenden konnten ihre Einschätzungen anhand vorliegender Futteruntersuchungen und mikrobiologischer Analysen überprüfen. Hier kam es auch zu überraschenden Unterschieden. Mit den Expertinnen und Experten zusammen konnten Futtermittelanalysen gelesen, verstanden und interpretiert werden. Womit viele Teilnehmende nicht gerechnet hatten - alle untersuchten Heulage-Proben lagen hinsichtlich des Zuckergehaltes deutlich unter den Heu-Proben. Für die Expertinnen und Experten logisch – der Zucker wird im Rahmen des Gärprozesses bei der Heulage teilweise verstoffwechselt.

Die Seminare zum Thema „Grobfutterqualität für Pferde - beurteilen und verstehen“ boten eine hervorragende Gelegenheit für die Teilnehmenden, sich mit Expertinnen und Experten auszutauschen und ihr Wissen zu vertiefen. Durch die praxisnahen Vorträge und Übungen konnten wertvolle Einblicke in die Grobfutterproduktion und Fütterung von Pferden gewonnen werden.

Netzwerk Fokus Tierwohl

Petra Siman und Katharina Burgmayr stellten das Netzwerk Fokus Tierwohl vor und betonten, wie wichtig Veranstaltungen wie diese für die praxisnahe Weiterbildung von Landwirtinnen und Landwirten und Pferdehaltenden sind. Ziel ist es, das Bewusstsein für Tierwohl zu stärken und eine nachhaltige, verantwortungsvolle Tierhaltung zu fördern. Das Bundesprojekt umfasst 17 Partner, darunter die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Mit verschiedenen Maßnahmen soll der Wissenstransfer in die Praxis verbessert werden.

Durch praktische Angebote wie Informationsveranstaltungen, Schulungen, Workshops, Seminare und Betriebsbesichtigungen werden Betriebe in Deutschland bei einer tierwohlgerechten, umweltschonenden und nachhaltigen Nutztierhaltung unterstützt. Dabei werden die Tierarten Schwein, Geflügel, Rind, Pferd, Schaf/Ziege sowie Neuweltkameliden berücksichtigt. Dank Förderung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind diese Angebote für alle Teilnehmenden kostenfrei.

Das Ziel des bundesweiten Netzwerks Fokus Tierwohl ist es, Tierhaltende nachhaltig zu stärken und sie bei Tier- und Umweltschutz, Qualität sowie Marktorientierung zu unterstützen. Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung, das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des BMEL getragen wird.

Weitere Veranstaltungen - Netzwerk Fokus Tierwohl Externer Link