Nischenprodukte im ökologischen Gemüsebau
Öfter mal was Neues: Physalis, Melothria und Co.

Die Nachfrage nach ökologischen, regional produzierten und dennoch exotischen Produkten steigt. Exotische Produkte bereichern nicht nur das Sortiment, vor allem für die Direktvermarktung, sondern bieten auch eine Alternative für die Fruchtfolge im ökologischen Anbau.

In Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) Bamberg sollte durch einen Schauversuch geklärt werden, welche Nischenprodukte sich unter Glas für den ökologischen Anbau eignen.

Physalis

Die Gattung Physalis gehört zu der Familie der Nachtschattengewächse.

Die Keimfähigkeit und die Entwicklung beider Arten waren sehr gut. Durch die langanhaltende Hitze war im Gewächshaus die Fruchtentwicklung allerdings beeinträchtigt. Vor allem bei der Ananaskirsche wurden die Früchte vorzeitig abgeworfen und begannen am Boden sehr schnell zu fermentieren. Auch im Freiland litten die Pflanzen unter der Hitze und Trockenheit und die Fruchtbildung war sehr beeinträchtigt. Durch den vorzeitigen Abfall der Früchte war es nicht möglich, eine Ernte durchzuführen. Durch ihre spröden Triebe erwiesen sich die Andenbeeren beim Zuschnitt als schwierig. Oft brachen Äste ab, auch bei Erntearbeiten im gegenüberliegenden Beet. Wie Versuche an der LWG Bamberg und eigene Beobachtungen zeigten, ist es aber möglich Physalis unter Glas wie auch im Freiland erfolgreich anzubauen. Wenige Früchte wiesen eine schwarze Färbung auf, dies könnte auf einen Befall mit Botrytis hinweisen, dies wurde aber nicht näher untersucht.

Mexikanisches Zwerggürkchen

Das mexikanische Zwerggürkchen gehört zu der Familie der Kürbisgewächse und ist eine einjährige Kletterpflanze.

Als Kletterhilfe wurden bei der Pflanzung Schnüre gespannt. Während der Vegetationsperiode wurden die Pflanzen mehrfach angedreht, bis sich eine dichte Hecke entwickelte. Das mexikanische Zwerggürkchen erwies sich als sehr wüchsig und ergiebig. Es konnte in dem Zeitraum vom 11.7. bis 21.8. wöchentlich beerntet werden. Von 16 Pflanzen wurden durchschnittlich 1,4 kg pro Woche geerntet. Ende September ließ die Wuchskraft nach und die Pflanzen starben ab. Die Frucht wäre durch ihre Größe und Haltbarkeit gut als Snack-"Gurke" zu verkaufen und Kunden zeigten bei der Direktvermarktung ein großes Interesse. Der etwas säuerliche Geschmack war für die breite Kundschaft jedoch gewöhnungsbedürftig.

Malabarspinat

Der Malabarspinat gehört zu der Familie der Basellgewächse.

Auch hier wurden bei der Pflanzung Schnüre als Kletterhilfe gespannt. Der Malabarspinat war sehr wüchsig, ging jedoch durch die Hitzephase schon Juli/August in die Blüte über. Dadurch wurden die Blätter sehr säuerlich und bekamen beim Verzehr eine unangenehme schleimige Konsistenz. Durch das zeitige Entfernen der Blütenknospen konnte dies, bei den meisten Pflanzen verzögert werden. Insgesamt wurde 3 mal geerntet, mit einem durchschnittlichen Ertrag von 340 g pro Erntegang. Die letzte Ernte erfolgte am 21.8.

Ingwer

Ingwer gehört zu der Familie der Ingwergewächse und wird hauptsächlich in den Tropen und Subtropen angebaut.

Der Ingwer wurde an der LWG Bamberg angezogen. Er zeigte eine Anwuchszeit von ca. 4 - 6 Wochen. Danach entwickelte er sich beständig und sehr zügig. Ungefähr 1 mal pro Woche wurden die Neutriebe durch die Öffnungen des Bändchengewebes geführt. Am 11.07. wurde das Bändchengewebe abgenommen. Ingwer kann als frischer Ingwer oder als Lagerware geerntet werden. Für Lagerware wird das Rhizom nach dem Absterben der Triebe geerntet. Der Ingwer wurde ab Mitte Oktober, mit einem durchschnittlichen Ertrag von ca. 300 g/Pflanze, als Frischware geerntet. Die Nachfrage im Direktverkauf am Markt war sehr hoch.

Essbare Blüten

Es wurden zwei Arten Kapuzinerkresse angebaut. Eine rote, aufrecht wachsende Art und eine gelbe, kriechende. Die Blüten wurden im Zeitraum vom 11.7. bis 13.8. viermal geerntet.
  • Die rote Kapuzinerkresse hatte ein Gesamtertrag von 203 Blüten,
  • die gelbe von 103 Blüten.

Die essbare Blumenmischung enthielt eine Vielzahl von Blüten einschließlich Ringelblume, Borretsch, Schmuckkörbchen und Kornblume. Hier stellte sich das Schmuckkörbchen als sehr wüchsig dar und hatte die Tendenz, andere Pflanzen zu überwuchern. Insgesamt wäre die Produktion von essbaren Blüten eine interessante Bereicherung für eine Gärtnerei mit einer weiterverarbeiteten Infrastruktur z. B. einem Frischkäsevertrieb oder aber auch mit Anschluss an eine Gastronomie.