Lehrfahrt 2025
Facetten des niederbayerischen Bio-Gemüsebaus kennengelernt

Verkostungen von unterschiedlichen Tomatensorten in Kleingruppen, Angebote für Kindergärten und Schulklassen im Rahmen des Programms Erlebnis Bauernhof, Direktvermarktung via Hofladen oder Wochenmarkt oder aber die Beteiligung an einem Logistikunternehmen, um die Erzeugnisse just in time bis in den Raum Stuttgart und den Süden von Frankfurt liefern zu können – all das sind Facetten des niederbayerischen Bio-Gemüsebaus.

Knapp ein Drittel der bayerischen Anbaufläche für ökologisch erzeugtes Gemüse liegt in Niederbayern. Die Bedingungen sind gut und doch ist die Kreativität der Betriebe hinsichtlich Vermarktung aber auch Diversifizierung gefragt. Unterschiedliche Standbeine und Vertriebswege ermöglichen es, flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren und für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.

Um Betriebsleitern wie auch Auszubildenden im Rahmen einer Lehrfahrt einen Einblick in verschiedene Betriebskonzepte zu geben, öffneten 2025 drei niederbayerische Betriebe ihre Tore für die Berufskollegen: Der Floßmann Hof in Salzweg bei Passau, der Biohof Baumgartner in Algerting bei Vilshofen und der Demeterhof Stockner in Enzerweis bei Eichendorf. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Abteilung Gartenbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg-Landshut, die Ansprechpartner für Gartenbaubetriebe in ganz Niederbayern und in einigen oberbayerischen Landkreisen ist.
Einkommenskombination und kreative Lösungen
"Das möchte ich mir nicht anfangen", antwortete Anja Floßmann auf die Frage aus der Runde, ob sie ihre Gewächshäuser aufgrund der Höhenlange in Salzweg bei Passau denn auch beheize. Die zusätzliche Technisierung und Wartung wie auch der Energieeinsatz schrecken die Gartenbauingenieurin und Landwirtin ab. Die Kulturen gedeihen auch ohne zusätzliche Wärme gut in den beiden Gewächshäusern, ein drittes Haus wird momentan gebaut. Gepflanzt wird auf dem Floßmann Hof manuell, zum Fräsen im Gewächshaus kommt der Traktor zum Einsatz.

Der Betrieb setzt auf viele Standbeine, ist Erlebnisbauernhof für Kindergruppen, Veranstaltungsort und jüngst hat Anja Floßmann einen neuen Hofladen gebaut. Wie kreativ die 30-Jährige ihre Produktpalette erweitert, wird der Besuchergruppe spätestens beim Thema Düngung klar. Die hofeigenen Schafe dienen als Düngelieferanten für die Biogärtnerei, ihre Wolle wird aber auch pelletiert und als Dünger auf dem Straßkirchener Wochenmarkt und ab Hof verkauft, ebenso vermarktet werden Fleisch und Fell der Tiere.

Kulturvielfalt im Freilandgemüsebau
Groß- und Einzelhandel, zwei Passauer Wochenmärkte, einer in Burghausen, zudem zwei Mal pro Woche Ab-Hof-Verkauf mit extra langen Öffnungszeiten, so vertreibt der Biohof Baumgartner in Algerting bei Vilshofen seine Produkte. Gemüse- und Kräuterjungpflanzen gehören ebenso zur Produktpalette wie das Brot einer Bio-Bäckerei und ein kleines Käsesortiment.
60 verschiedene Gemüsearten werden auf einer Fläche von 2 Hektar angebaut, auch hier wird auf Bewässerung verzichtet.

"Mir ist es nicht wichtig, dass ich der erste bin, der in der Saison ein bestimmtes Gemüse anbieten kann. Die Vielfalt muss stimmen."
Julian Baumgartner

Auch zwei Auszubildende gehören zum Familienbetrieb, der insgesamt 30 Hektar Fläche, zertifiziert nach Bioland-Richtlinien, bewirtschaftet.

Aufbereitungs- und Vermarktungslogistik
Eine völlig andere Betriebsgröße lernten die Teilnehmer der Gemüsebau-Lehrfahrt auf dem Demeterhof Stockner in Eichendorf kennen. Auf 135 Hektar wird auf dem Hof, der seit 1985 ökologisch bewirtschaftet wird, Freilandgemüse wie Salate, Radieschen, Rote Bete, Frühlingszwiebeln und Sellerie angebaut. 35 Saisonarbeitskräfte unterstützen in den Hauptzeiten, zudem ist der Familienbetrieb Gesellschafter eines Logistikunternehmens, das den Transport für einige Erzeuger aus der Region übernimmt. 5 LKW ermöglichen die zügige Auslieferung der Waren an den Naturkost-Großhandel, nur wenige Stunden nachdem das Gemüse die Wasch-, Verpack- und Logistikhalle durchlaufen hat.

Inhaber Alexander Stockner führte die Besuchergruppe durch den Betrieb und gab auch Auskunft zu besonderen Gerätschaften, wie einem solarbetriebenen Jäteflieger für bis zu acht Personen. Dass sich mit der Betriebsgröße auch die Herausforderungen im Öko-Gartenbau verändern, verdeutlichte Waltraud Stockner zwar mit einem Lachen, aber durchaus ernst gemeint:

"Wer uns einen LKW-Fahrer vermittelt, bekommt eine Prämie."
Waltraud Stockner